Die Grundlage jeder Navigation: das Kartenmaterial
Selbst der Erfinder von Computern hätte Schwierigkeiten gehabt, sein Schiff mithilfe der High-Tech-Vektorkarten nach Coron Town in Busuanga auf den Philippinen zu navigieren. Die Karten von Navionics und CM93 zeigen praktisch keine Details – außer vielleicht ein paar pixelige Flecken, die entweder Riffe, Inseln oder einfach nur digitale Geister sein könnten. Es sei anzumerken, dass dieser Ort keineswegs abgelegen ist. Coron Town beherbergt etwa 15.000 Einwohner und verfügt über einen Hafen, an dem auch Frachtschiffe anlegen. Trotzdem scheinen die Kartenhersteller der Meinung zu sein, dass Coron Town ein gut gehütetes Geheimnis bleiben sollte.
Sowohl Segelschiffe als auch Frachter laufen in Coron Gefahr, auf die Riffe zu stoßen – und das nicht, weil die Skipper unaufmerksam sind, sondern weil die Karten so vage sind, dass man sich fragt, ob sie vielleicht von einem Künstler gemalt wurden, der noch nie das Meer gesehen hat. Es ist, als ob man versucht, mit einer Landkarte aus dem 18. Jahrhundert durch ein modernes Straßennetz zu navigieren – nur dass man dabei nicht in eine Sackgasse, sondern direkt auf ein Korallenriff zusteuert.
Doch keine Sorge, es gibt Hoffnung! Neben den modernen, aber oft mangelhaften Vektorkarten gibt es noch die guten alten Papierkarten und eingescannten Seekarten. Diese haben uns schon so manches Mal vor dem Schiffbruch bewahrt – oder zumindest vor peinlichen Momenten, wenn man versehentlich in einem Touristen-Schnorchelgebiet ankert.
Fazit: Hochwertige Karten sind das A und O der Navigation. Ohne sie ist man nicht besser dran als ein blinder Passagier auf einem Ruderboot.
Schlechte Karten? Frachter auf dem Riff ...
Der kleiner Frachter "Obama" auf dem Riff bei Coron Town, Busuanga, Philippinen ...
Google Earth, "Papierkarten" vs. CM93 & Co.: Ein Navigationsvergleich mit einer Prise Zeitreise
Wenn man hier in Coron die Karten von CM93 und Navionics mit den Informationen von Google Earth oder der alten, eingescanten Papierkarten vergleicht, fühlt man sich fast wie ein Zeitreisender, der plötzlich aus dem Nebel der Ungewissheit in die Klarheit der prähistorischen Navigationszeit tritt. Auf Google Earth sind die gefürchteten Riffe klar erkennbar. Google Earth fungiert dabei gewissermaßen als der unverzichtbare Atlas des 21. Jahrhunderts, eine kostenlose Schatzkarte für jeden, der sich aufs Meer wagt.
Mithilfe dieser frei zugänglichen Informationen hätte der Kapitän der "Obama" möglicherweise die Kollision mit dem Riff verhindern können. Stattdessen wurde das Schiff zum unfreiwilligen Star eines maritimen Dramas – und das Riff zum unerwarteten Gegenspieler. Ein klassischer Fall von "Hätte, hätte, Seekarte".
Doch die wahre Überraschung liegt nicht nur in der modernen Technologie, sondern auch in der Vergangenheit. Es mag erstaunlich klingen, aber es existieren detaillierte Karten von jedem Ort der Welt, selbst von den unbedeutendsten Inseln oder den Gewässern um Coron Town herum. Die beigefügte Karte aus dem Jahr 1947 ist ein Beweis dafür, dass Präzision und Liebe zum Detail keine Erfindungen des digitalen Zeitalters sind. Damals, als es weder Computer noch GPS oder Satellitenbilder gab, wurden Karten mit einer Sorgfalt erstellt, die heute fast schon nostalgisch anmutet.
Zu jener Zeit waren Eigenkapitalrendite, Umsatz und Quartalsgewinne zweifellos wichtig, aber vermutlich stand die Qualität der Arbeit an oberster Stelle der Prioritätenliste. Die Kartografen von damals waren wahre Meister ihres Fachs – sie arbeiteten mit Bleistift, Lineal und einer Portion Geduld, die heute fast ausgestorben scheint. Ihre Karten waren nicht nur präzise, sondern auch kunstvoll, ein Beweis dafür, dass Navigation nicht nur eine Wissenschaft, sondern auch eine Kunst ist.
Heutige Anbieter von Seekarten, die ihre Produkte als das "Non-Plus-Ultra" der Navigation präsentieren, könnten sich vielleicht ein wenig bescheiden. Denn während sie mit High-Tech und Algorithmen arbeiten, erinnern uns die Karten von damals daran, dass wahre Präzision auch ohne moderne Hilfsmittel möglich ist.
Fazit: Ob Google Earth oder eine handgezeichnete Karte aus dem Jahr 1947 – die Qualität des Kartenmaterials entscheidet über Erfolg oder Scheitern auf hoher See. Und manchmal ist es eine Mischung aus moderner Technologie und altem Wissen, die uns sicher ans Ziel bringt. Also: Nutzt die Tools der Gegenwart, aber vergesst nicht die Weisheit der Vergangenheit. Und falls alles schiefgeht, bleibt immer noch der aufblasbare Weltatlas.
Navionics aus dem Jahre 2015
CM93 aus dem Jahre 2012
GoogleEarth aus dem Jahre 2015
Rasterkarte aus dem Jahre 1947
Die Tracks: Ein ideales Hilfsmittel zur Navigation
Im südlichen Teil von Negros Oriental liegt die malerische Bucht Bonbonon, ein verstecktes Juwel, das zusammen mit dem idyllischen Ort Tambobo einen der sichersten Ankerplätze auf den Philippinen bietet. Diese Bucht ist ein wahrer Segen für alle, die Schutz vor den häufigen Taifunen suchen. Doch wie so oft im Leben hat auch diese Sicherheit ihren Preis: Die Einfahrt in die Bucht ist eine echte Herausforderung und gleicht einem maritimen Hindernisparcours.
Im Herbst 2014 erlebte ein Skipper aus Hongkong auf dramatische Weise, wie tückisch diese Einfahrt sein kann. Mit einem über 50 Fuß langen Schiff, das unter Motorschaden litt und dazu noch in der Dunkelheit der Nacht, versuchte er, in die Bucht zu gelangen. Das Ergebnis war ein Schiffbruch, der so verheerend war, dass nicht einmal ein kleines sichtbares Überbleibsel des Schiffes übrig blieb. Zum Glück kamen alle Besatzungsmitglieder unverletzt davon – ein Beweis dafür, dass manchmal auch das Glück auf hoher See eine Rolle spielt.
Solche Unfälle sind in der schmalen Passage leider nicht ungewöhnlich. Ein häufiger Fehler ist die Annahme, man müsse parallel zum sichtbaren Land auf der Steuerbordseite fahren, anstatt diagonal in die Bucht einzulaufen. Diese falsche Einschätzung kann schnell dazu führen, dass man mit dem Riff Bekanntschaft macht – und das ist selten eine angenehme Begegnung.
Um die gefährlichen Stellen zu markieren, wurden Bojen platziert, die den Weg weisen sollten. Doch wie so oft im Leben sind auch diese Bojen mittlerweile verschwunden – vermutlich haben sie sich selbstständig gemacht und sind auf eigene Faust davongetrieben. Was bleibt, ist eine Einfahrt, die ohne sorgfältige Navigation schnell zur Falle werden kann.
Hier kommen die Tracks ins Spiel – ein ideales Hilfsmittel für jeden, der sich in solchen Gewässern zurechtfinden muss. Tracks sind aufgezeichnete Routen, die von erfahrenen Seeleuten erstellt wurden und den sicheren Weg durch gefährliche Passagen zeigen. Sie sind wie ein digitaler Lotse, der einem den Weg weist, selbst wenn Bojen und andere Markierungen fehlen.
Fazit: Die Bucht Bonbonon mag ein sicherer Hafen sein, aber ihre Einfahrt ist nichts für Unvorbereitete. Mit den richtigen Tracks und einer Portion maritimer Vorsicht lässt sich das Risiko jedoch minimieren.
CM93
CM93 mit Tracks
GoogleEarth
GoogleEarth mit Tracks
Schiffsspuren (Tracks) – die unsichtbaren Lotsen der Meere
Die Schiffsspuren anderer Boote, auch bekannt als Tracks, sind wie die geheimnisvollen Pfade der Seefahrt. Sie verraten nicht nur, wo andere Schiffe unterwegs waren, sondern auch, warum sie sich für einen bestimmten Weg entschieden haben. Diese unsichtbaren Lotsen können einem Navigator wertvolle Hinweise geben – vor allem in Gewässern, wo die offiziellen Karten mehr Fragen aufwerfen als Antworten liefern.
Nehmen wir das Beispiel der CM93-Karte: Der linke Teil des Riffs ist hier komplett ausgeblendet, und es wird irrtümlicherweise eine Tiefe von 5,4 Metern angegeben. Ein Fehler, der schnell zu einem teuren – oder sogar gefährlichen – Missverständnis führen kann. Doch mit den Tracks anderer Schiffe lässt sich dieses Problem elegant umschiffen. Sie zeigen, wo erfahrene Seeleute durchgefahren sind, und bieten eine Art kollektive Weisheit, die man nutzen kann. Wenn viele dieser Tracks angezeigt werden, kann man einfach in der Mitte aller Spuren navigieren – sozusagen im sicheren Korridor der Erfahrung.
Doch Vorsicht: Tracks allein sind kein Freibrief für blindes Vertrauen. Bevor man sich auf die Reise begibt, ist es ratsam, eine Google Earth-Karte vorzubereiten, auf der das Riff deutlich erkennbar ist. Diese Kombination aus moderner Satellitentechnologie und den praktischen Erfahrungen anderer Segler schafft eine solide Grundlage für sicheres Navigieren. Die Tracks geben dem Navigator dann die Bestätigung, dass er sein Schiff entlang dieser Spuren sicher steuern kann – ohne böse Überraschungen.
Fazit: Schiffsspuren sind wie die Fußabdrücke der Seefahrt – sie zeigen uns den Weg, den andere vor uns gegangen sind. In Kombination mit modernen Tools wie Google Earth werden sie zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel für jeden, der sich in schwierigen Gewässern zurechtfinden muss. Also: Nutzt die Weisheit der Tracks, aber vergesst nicht, auch euren eigenen gesunden Menschenverstand einzusetzen. Denn am Ende ist Navigation nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Erfahrung – und manchmal ein bisschen Glück.
CM93 Karte
GoogleEarth Ausschnitt
Rasterkarte aus dem Jahre 1921
Die Sulu-See und die Magie alter Karten: Eine Geschichte von Tracks, Riffen und maritimer Nostalgie
Auf dem Weg durch die Sulu-See, zwischen Palawan und Negros, liegt die bezaubernde Insel Cagayan – ein kleines Paradies mit einem idealen Ankerplatz im vorgelagerten Riff. Doch wie so oft im Leben ist das Ziel nur halb so schön, wenn der Weg dorthin voller Herausforderungen steckt. Und in diesem Fall sind die CM93-Karten nicht gerade die hilfreichsten Begleiter.
Die blauen Spuren auf unserer Karte repräsentieren unsere Route, während die pinkfarbenen von anderen Schiffen stammen. Auf den ersten Blick scheinen die pinkfarbenen Tracks der bessere Weg zu sein – zumindest wenn man Google Earth als Referenz heranzieht. Doch wir vertrauten stattdessen einer "coolen" Karte aus dem Jahr 1921 (!) – einem historischen Dokument, das mehr Details enthielt als jede moderne Karte. Und siehe da: Wir folgten dem vermerkten Pfad und fuhren problemlos in die Bucht ein. Später bestätigten uns die Fischerboote, die denselben Weg wählten, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten.
Die beiden Schiffe, die die pinkfarbenen Spuren hinterließen, hatten vermutlich nur Zugang zu den "modernsten" Karten – die jedoch, wie sich herausstellte, nicht annähernd so detailliert waren wie unsere digitalisierte Papierkarte von 1921. Den Kapitänen blieb daher keine Wahl: Entweder sie umfuhren die Inseln, oder sie riskierten es, "per Sicht" in die Bucht zu navigieren. Beide entschieden sich für das Risiko und steuerten direkt über das Riff – eine Taktik, die bei Flut und ruhigem Wetter vielleicht funktioniert, aber definitiv nicht ohne Nervenkitzel abgeht.
Für uns wäre dieses Einfahrtsrisiko ohne die detaillierte Rasterkarte außerhalb unserer Toleranzgrenze gewesen. Ohne die historische Karte hätten wir die Insel vermutlich gemieden und wären einfach vorbeigefahren – und hätten damit eines der schönsten Ankerplätze der Region verpasst.
Fazit: Manchmal ist das Alte dem Neuen überlegen – zumindest wenn es um Seekarten geht. Die Karte von 1921 bewies, dass Präzision und Liebe zum Detail keine Erfindungen der modernen Technologie sind. Und während die pinkfarbenen Tracks vielleicht den kürzeren Weg darstellten, war es die historische Karte, die uns sicher ans Ziel brachte.
Also: Vertraut nicht blind auf die neueste Technik. Manchmal lohnt es sich, in die Vergangenheit zu blicken – und sich von den Erfahrungen früherer Generationen leiten zu lassen. Denn am Ende ist Navigation nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch der Weisheit – und manchmal ein bisschen maritimer Nostalgie.
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Besser sehen und Klarheit verschaffen durch AIS: Ein Lebensretter auf hoher See
Die Geschichte unserer Bekannten ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie schnell es auf dem Wasser zu einem Unfall kommen kann. Auf der Passage zwischen Palawan und Busuanga kollidierten sie nachts mit einem Frachter oder einer Fähre. Ihr Schiff erlitt erhebliche Schäden, aber zum Glück blieben sie selbst unverletzt – abgesehen vom Schock. Der Grund für den Unfall? Der Skipper war übermüdet und schlief ein. Obwohl er die Positionslichter der anderen Schiffe sah, dachte er fälschlicherweise, der Weg sei frei...
Wir durchquerten dieselbe Passage – allerdings tagsüber und bei starkem NO-Monsun mit 25 Knoten Wind. Doch egal, ob Tag oder Nacht, Monsun oder ruhiges Wetter: Das AIS (Automatisches Identifikationssystem) kümmert sich wenig um die äußeren Bedingungen. Es zeigt uns einfach und zuverlässig von allen Schiffen in der Nähe, die ebenfalls AIS installiert haben, den aktuellen Kurs, die Position, die Geschwindigkeit und die kleinste Distanz, in der wir uns begegnen werden. Und wenn man durch den Verzicht auf das eine oder andere Bier etwas Geld gespart hat, um ein AIS-System zu installieren, das auch die eigenen Daten sendet, dann sehen die Frachter dieselben Informationen über uns auf ihrem Bildschirm – inklusive eines ALARMS, der bei drohender Kollision ausgelöst wird.
Normalerweise ändern wir den Kurs und zeigen dem anderen Schiff dies ganz klar. In der beigefügten Karte sind zwei Kurskorrekturen großer Frachter (durch Pfeile dargestellt) zu sehen, die uns auswichen und den Kollisionskurs verließen. Sie kamen uns zuvor, möglicherweise weil sie erkannten, dass wir hart am Wind segelten und nur ungern einige Grad abfallen wollten, um ihnen auszuweichen. Was auch immer die Überlegung der Kapitäne war – sie hätten die Kollision vermieden, selbst wenn wir uns dummerweise im Schlaf befunden hätten. Hätte unser befreundeter Skipper AIS installiert gehabt, hätte er die Gefährlichkeit seines "Nickerchens" vielleicht gar nicht bemerkt...
Doch AIS hat noch weitere Vorteile. Man sieht beispielsweise die Routen großer Schiffe und kann diese zur eigenen Nutzung speichern. Vor Jahren kamen wir um 1 Uhr morgens in einer Neumondnacht in der südlichen Riffpassage in Fiji an. Wir hatten bereits alles vorbereitet, um unser Schiff beizulegen und uns treiben zu lassen. Dann sahen wir – dank AIS – auf der Karte, dass ein großer Frachter den Hafen von Lautoka verlassen hatte und auf die Riffpassage zusteuerte. Nach der Durchfahrt speicherten wir den Track, richteten unsere Wegpunkte darauf aus und segelten sicher durch die Riffpassage.
Fazit: AIS ist mehr als nur ein technisches Hilfsmittel – es ist ein Lebensretter. Es verschafft Klarheit in unübersichtlichen Situationen, warnt vor Gefahren und hilft uns, sicher ans Ziel zu kommen. Also: Investiert in ein AIS-System, spart lieber an ein paar Bieren und navigiert mit dem Wissen, dass ihr selbst in der dunkelsten Nacht oder im stärksten Monsun gut vorbereitet seid.
Ausweichmanöver dank AIS
Ausweichmanöver von grossen Schiffen (gründe Dreiecke), welche uns (roter Kreis) via AIS gesehen haben ...
Das Radar: Unsere Augen in der Nacht und im Nebel
Seit etwa einem Jahr nutzen wir das 3G Radar von Lowrance – und es hat unsere Navigation auf eine völlig neue Ebene gehoben. Ein digitales Radar bietet den großen Vorteil, dass das Radarbild nahtlos über alle Seekarten gelegt werden kann. Auf einen Blick und ohne mühsames Abgleichen von Daten mehrerer Bildschirme sind Karte, Radarbild und die Positionen anderer Schiffe über AIS kombiniert an einem Ort zu sehen. Dies erleichtert die Navigation erheblich und macht das Leben des Navigators unkomplizierter – und wer möchte das nicht?
In Bild 1 ist eine Karte von Google Earth zu sehen, und Bild 2 zeigt denselben Ausschnitt, jedoch mit den Karten von CM93 überlagert. Beide Karten sind mit dem Radarbild kombiniert. Bei Bedarf kann das Radarbild separat angezeigt werden, und es erscheint nur die Karte mit dem überlagerten Radarbild. So haben wir immer die volle Kontrolle – egal, ob wir uns in einer engen Passage oder auf offener See befinden.
Bild 3 zeigt die Karte und das Radarbild mit den Schiffen aus dem AIS. Der kleine, aber feine Unterschied besteht darin, dass auf dem Radarbild zwei große Schiffe zu sehen sind, die über kein funktionierendes AIS verfügen (blaue Pfeile). Auf dem Radar sind diese beiden natürlich sichtbar, und man markiert sie einfach durch „Acquire Target“. Das Radar berechnet dann die relevanten Daten für die beiden Schiffe und übermittelt sie an das Navigationsprogramm – in unserem Fall OpenCPN. Das Programm zeigt die beiden Schiffe anschließend an, als würden sie Daten über das AIS liefern. Wir erhalten Informationen wie Fahrtrichtung, Geschwindigkeit, Peilung, Ort und die Zeit der größten Annäherung zwischen unserem Schiff und den beiden vom Radar erfassten Schiffen.
Was auf den ersten Blick kompliziert klingt, ist in der Praxis mit einem einfachen Mausklick erledigt. Ein Schiff auf dem Radar erfassen, und schon erscheint es auf der Karte wie ein „normales“ Schiff aus dem AIS. So haben wir immer den Überblick – selbst wenn andere Schiffe kein AIS nutzen.
Fazit: Das Radar ist mehr als nur ein technisches Hilfsmittel – es ist unsere Sicherheitsgarantie in der Nacht, im Nebel oder in unübersichtlichen Gewässern. In Kombination mit AIS und digitalen Seekarten wird es zu einem unschlagbaren Werkzeug, das uns nicht nur schützt, sondern auch das Navigieren deutlich einfacher und effizienter macht.
Bild 1
Karte von GoogleEarth überlagert mit den Radardaten. Das und Bild 2 zeigen die Hafeneinfahrt von Walvis-Bay in Namibia. Die roten Markierungen sind die vom Radar erkannten Schiffe).
Bild 2
Karte von CM93 überlagert mit den Radardaten.
Bild 3
Die selektttierten Ziele auf dem Radar werden in das AIS-System den Navigationsprogramms eingespiesen (die grossen roten Flecken vor unserem Schiff zeigt starken Regen).
Wie kontrollieren wir unsere eigene Navigation? Der XTE als unser bester Freund
Navigation ist eine Kunst, die Präzision und Aufmerksamkeit erfordert. Doch wie stellen wir sicher, dass wir immer auf Kurs sind? Neben dem üblichen Blick auf die Umgebung des Schiffs und den Karten auf dem Computer gibt es für uns eine einfache, aber äußerst effektive Methode: die Überwachung des XTE – des Cross Track Error. Diese eine Zahl zeigt uns unmissverständlich an, ob wir uns auf dem geplanten Kurs befinden oder ob wir abgedriftet sind.
Der Planungsprozess: Von der Karte zum Kurs
Den geplanten Kurs setzen wir auf dem Computer fest, indem wir Wegpunkte erfassen und so unsere Route gestalten. Diese Route gleichen wir sorgfältig mit dem verfügbaren Kartenmaterial ab. Für besonders heikle Gebiete oder geplante Ankerplätze erstellen wir sogar eigene "Seekarten" mithilfe von Google Earth. Sobald wir uns sicher sind, übertragen wir die Route vom Computer auf das GPS. Sollte sich die Route während der Reise ändern, aktualisieren wir die Daten – ein Prozess, der nur ein oder zwei Minuten dauert.
Warum dieser Aufwand?
Dieser Ablauf ist für uns unverzichtbar. Selbst wenn wir eine Strecke mehrmals befahren – wie zum Beispiel die Route von der Bucht von Bonbonon – speichern wir die Wegpunkte erneut und übertragen sie auf das GPS. Warum? Weil die Gefahr von Ablenkung allgegenwärtig ist. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit kann bereits zu einem Debakel führen. Mit dieser Methode gewährleisten wir unsere Sicherheit und können mit einem Blick auf den XTE überprüfen, ob wir uns an unserem gewünschten Ort befinden.
Der XTE: Unser Navigationskompass
Der XTE ist für uns mehr als nur eine Zahl – er ist unser bester Freund auf hoher See. Er zeigt uns, ob wir auf Kurs sind oder ob wir korrigieren müssen. Und das Beste: Er ermöglicht es uns, das Schiff sogar automatisch auf den geplanten Kurs zu steuern. So können wir uns auf andere Dinge konzentrieren – wie zum Beispiel darauf, den Sonnenuntergang zu genießen oder ein gutes Buch zu lesen.
Fazit: Sicherheit durch Präzision
Navigation ist kein Zufall, sondern das Ergebnis sorgfältiger Planung und Kontrolle. Mit dem XTE als unserem Leitstern und einer gut durchdachten Route können wir uns darauf verlassen, dass wir immer auf dem richtigen Weg sind. Und falls doch mal etwas schiefgeht, haben wir die Gewissheit, dass wir es schnell und effizient korrigieren können.
Dank XTE sicheres Navigieren
Anzeige des "Cross Track Error" oder XTE .... Der XTE zeigt die Abweichung von dem geplanten Kurs.
Fazit: Navigation im 21. Jahrhundert – eine Mischung aus Technik und Abenteuer
Die moderne Navigation bietet eine Fülle von Hilfsmitteln, die uns das Leben auf See erheblich erleichtern. Neben bewährten Tools wie Radar, vorausschauenden Echoloten und AIS gibt es mittlerweile unzählige Apps für Smartphones und Tablets, die uns zusätzliche Sicherheit und Komfort bieten. Das Besondere an der heutigen Technik – Computer, Navigationsprogramme und GPS – ist die mühelose Kombinierbarkeit aller verfügbaren Informationen. Ein echter Glücksfall ist es natürlich, wenn man hochwertige Seekarten für sein Revier besitzt.
Dieser kurze Beitrag kann das Thema Navigation nur anreißen und keineswegs umfassend behandeln. Jeder Skipper hat seine eigene Art und Weise, sein Schiff zu navigieren – und das ist auch gut so. Denn die Verantwortung für das Schiff und seine Besatzung liegt ausschließlich beim Skipper. Da Fahrtensegler nicht über Sponsoren verfügen, die für finanzielle Konsequenzen eines Fehlers aufkommen, bleibt uns nichts anderes übrig, als äußerst vorsichtig zu sein.
Technische Details:
- Autopilot, AIS, Echolot und Windmessung: Raymarine
- GPS: Garmin 152
- ShipModule: [www.shipmodul.com](http://www.shipmodul.com)
- Navigationssoftware: OpenCPN ([opencpn.org] (http://opencpn.org))
- Kartenmaterial: Navionics, CM93, diverse Rasterkarten
- Google Earth Seekarten: Erstellt mit GE2KAP von Paul Higgins ([www.gdayii.ca](http://www.gdayii.ca/))
- Tracks umwandeln: GPSUtility ([www.gpsu.co.uk](http://www.gpsu.co.uk))
- Wetterprogramm: zyGRIB ([www.zygrib.org](http://www.zygrib.org))
- Gezeitenprogramm: WXTide32 ([www.wxtide32.com](http://www.wxtide32.com)), auch für Android verfügbar
- Tracks: Viele unserer Tracks können auf unserer Webseite bezogen werden.
Abschließendes:
Navigation ist mehr als nur das Steuern eines Schiffes – es ist die Kunst, die Welt zu erkunden, Herausforderungen zu meistern und Erinnerungen zu schaffen, die ein Leben lang halten.