2013.05 - Malaysia / Singapur
 
 

2013.05 - Mai/Juni, Penang, Malaysia

Nach einem herzlichen (wenn auch windigen) Abschied von Thailand segelten wir bei Gegenwetter nach Langkawi - malaysischer Willkommensgruß inklusive. In Telaga Harbour nutzten wir den Stopp zum Auftanken, denn Malaysias Dieselpreise sind ein Träumchen: An der Straßentankstelle kostete der Liter umgerechnet läppische 60 Rappen, im Hafen dann stolze 90. Immer noch ein Schnäppchen, besonders wenn man bedenkt, dass unsere Super Maramu seit Dezember ganze 400 Liter schluckte - sparsamer als ein Motorrad auf Langstrecke! 

Nach zwei Tagen hieß es: Leinen los Richtung Penang! Dort erwartete uns Jos, ein Schweizer Landsmann, auf seiner SY JaMaRo - zufällig ebenfalls eine Amel Super Maramu. Ein Wiedersehen mit Schiffsgeschwister-Flair! 

Kunst, Kultur und ein Tempel der Superlative
In George Town, Penangs quirliger Hauptstadt, stolperten wir über die verspielten Wandgemälde des Künstlers Ernst Zacharevic. Seine Motive - zwei lachende Kinder auf einem Fahrrad und ein kleines Mädchen auf einem (unerreichbar hohen) Motorrad - sind längst zu Instagram-Stars avanciert. Wir konnten nicht widerstehen und posierten artig davor, wie es sich für Touristen gehört. 

Dann der Kontrastprogramm: der Kek Lok Si Tempel, Südostasiens größtes buddhistisches Heiligtum. Sein Name verspricht "höchste Glückseligkeit" - und tatsächlich, allein die schiere Größe des Komplexes (seit 1890 stetig gewachsen) macht demütig. Goldene Buddha-Statuen, Pagoden wie aus einem Märchen und ein Ausblick, der selbst müde Seglerbeine beflügelt. 


Penang & George Town - Kleine Hommage
Penang ist Malaysias kulinarische und kulturelle Schatzkiste - und George Town ihr funkelndes Herz. Die UNESCO-gekrönte Altstadt vereint koloniale Prachtbauten, chinesische Shophouses und Straßenkunst, die zum Entdecken einlädt. Dazwischen: Food-Stände, die mit Char Kway Teow (brutzelnden Nudeln) und Penang Laksa (sauer-scharfer Kokossuppe) betören. Die Insel trägt ihren Beinamen "Perle des Orients" zu Recht: hier verschmelzen Tradition und Moderne, Tempel und Tech-Startups, ganz ohne sich dabei ins Gehege zu kommen. Ein Ort, an man sich verliebt - und den Magen nie wieder ganz mit nach Hause nimmt. 

P.S.: Falls jemand fragt - nein, wir haben NICHT alle 37 empfohlenen Street-Food-Gerichte probiert. Nur 36.





2013.06 - Juni, Singapur 
Money, Money, Money … oder: Die Kunst, sein Portemonnaie zu lieben

Singapur flüstert einem schon beim Ankommen ins Ohr: "Darling, du wirst mich bezahlen." Und die Einheimischen? Sie scheinen es zu genießen. Hier wird nicht nur konsumiert, sondern Konsum zelebriert - mit der Hingabe eines Priesters und der Präzision eines Schweizer Uhrwerks. 

Die Möglichkeiten, sein Geld zu verabschieden, sind so vielfältig wie die Hawker-Stände duftend: Shopping-Malls, die klimatisiert bis in den Luxus-Himmel wachsen, Sterne-Restaurants, die für ein Menü einen Monatslohn verlangen - oder eben jene genialen Hawker Centers, wo man für wenige Dollar so gut isst, dass man sich fragt, warum überhaupt jemand anders kocht. 

Doch Singapur ist mehr als ein Paradies für Kreditkarten. Es ist eine Stadt, die stolz auf ihre makellosen Straßen, ihre Sicherheit und ihren wirtschaftlichen Erfolg ist. Die Einheimischen arbeiten hart - und die Gewinner zeigen es gern: mit Rolex-Armbanduhren, die mehr kosten als ein Kleinwagen, und Audis, für die man anderswo ein Reihenhaus bekäme. (Ein Audi A4 Schlappe 250.000 S$ - und das vor Steuern und der obligatorischen "COE"-Fahrerlaubnis, die allein so viel kostet wie ein Urlaub auf den Malediven.) 

Doch zwischen all dem Glitzer bleibt die Frage: Ist das noch Lifestyle - oder schon Leistungssport? Wir beschlossen, uns herauszuhalten und stattdessen das wahre Singapur zu entdecken: in den duftenden Gassen von Little Indi, zwischen den schläfrigen Shophouses von Katong und auf der Suche nach dem perfekten Chili Crab. Denn am Ende ist Singapur wie eine teure Schachtel Pralinen - man muss nicht alle auf einmal essen, um satt zu werden. 

(Und nein, wir haben keinen Audi gekauft. Aber die Rechnung für den Chili Crab hat uns fast dazu gebracht, einen Kredit aufzunehmen.) 

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Aufbruch von Singapur - mit leicht vibrierendem Herzen

Endlich geschafft! Der Motor brummt wieder wie ein zufriedener Bär - wenn auch mit einem kleinen, massageartigen Extra: Seit der Trennung und Wiedervereinigung von Motor und Amel-Getriebe vibriert es an Bord etwas mehr als üblich. Nennen wir es Charakter. Immerhin: Kein Ölfilm mehr im Maschinenraum, keine undichten Stellen - nur diese subtile Erinnerung daran, dass Schiffsmechanik manchmal ein bisschen wie Eheberatung ist: Nach dem Zusammenfügen läuft es nicht immer ganz wie vorher. 

Heute haben wir die Raffles Marina verlassen und Singapur umrundet - ein Abschied mit Panoramablick auf die Skyline, die uns noch einmal deutlich machte: "Ihr könnt gehen, aber ihr werdet uns vermissen."*Jetzt liegen wir vor Malaysia, praktisch auf der Grenzlinie zu Singapur. Warum? Weil Ankern im Stadtstaat nach der Abmeldung wohl so gern gesehen ist wie Sand im Swimmingpool. Die Malaysier hingegen winkten uns nur lässig zu - "Ach, bleibt doch, wo ihr wollt!"*(Zumindest hoffen wir das. Falls nicht, steht dieser Text als Beweis unserer guten Absichten.) 

Die Nacht hier ist ruhig, das Wasser spiegelglatt, und irgendwo zwischen den Lichtern Singapurs und der Dunkelheit Malaysias fühlt es sich an, als hätten wir das Beste aus beiden Welten: Ordnung da drüben, Freiheit *hier. Und falls doch mal eine Patrouille kommt, haben wir schon unsere Ausrede parat: "Wir dachten, die Grenze wäre diese Boje da … die mit dem Schild ‚Willkommen in Malaysia‘ …?" 





2013.07 - Von Singapur nach Borneo: Drei Tage unter Segeln 


Drei Tage brauchten wir von Singapur bis zur westlichen Spitze Borneos - und der Wettergott meinte es gut mit uns. Bei mäßigem Wind glitten wir fast die gesamte Strecke segelnd dahin, als würde das Meer uns sanft in die richtige Richtung schieben. Unser erster Stopp: Tanjung Datu Cape, wo wir in einer friedlichen Bucht vor Anker lagen, umgeben nur vom Rauschen des Dschungels und dem gelegentlichen Ruf eines Nashornvogels. 


Weiter ging es ostwärts, vorbei an Pulau Satang Besar, bevor wir am nächsten Morgen mit der Flut den Sarawak-Fluss hinauf nach Kuching navigierten. Der obere Teil des Flusses ist tückisch - die Strömung wird so stark, dass wir froh waren, das Hafenmanöver bei Slack Water ausführen zu können. Die Marina Kuching ist winzig und eng; bei 3-4 Knoten Strömung wäre ein Anlegemanöver eher ein Abenteuer gewesen als eine Option. 


Behörden-Marathon malaysisch-lässig

Die Einreiseformalitäten in Malaysia sind angenehm unkompliziert - und großzügig dazu. Statt bürokratischer Hürden gab es ein kostenloses 90-Tage-Visum, und der Hafenmeister residierte in einem fast schon luxuriösen Hafengebäude. Nur ein kleines Problem: Zoll und Immigration lagen auf der anderen Flussseite. Die Anweisung klang einfach: Mit dem Beiboot rüber, einen Kilometer am Zaun entlang, dann durch den Haupteingang - und schon seid ihr da


Doch bei 35°C und tropischer Schwüle erschien uns diese Odyssee wie eine Expedition durch die Sahara - nur ohne Kamel. Und ehrlich gesagt: Wir waren zu faul, das Beiboot zu Wasser zu lassen, den Motor anzuschrauben und Benzin zu mischen. Kurzer Entschluss: Wir mieteten einen Scooter. Und siehe da - plötzlich waren alle Behördengänge in "Nullkommanichts" erledigt. 


Kuching: Borneos heimliche Perle

Mit dem Scooter erkundeten wir die Stadt und ihre grünen Parks - und jedes Mal war die Fahrt allein wegen des erfrischenden Fahrtwindes die Schweißperlen wert. Kuching ist sympathisch, lebendig und voller Entdeckungen. Für uns ist es - zusammen mit George Town auf Penang - die schönste Stadt Malaysias. 


Kulinarischer Geheimtipp 

Wer günstig und fantastisch essen will, sollte ab 16 Uhr den Top Spot Food Court (im grün gestrichenen Parkhaus, oberste Etage) aufsuchen. Hier gibt es alles, von würzigem Sarawak Laksa bis zu gegrillten Meeresfrüchten - und das zu Preisen, die selbst gestandene Geizhälse lächeln lassen. 



Warum wir Kuching lieben:** 

  • Entspannte Atmosphäre - kein Stress, nur freundliche Menschen 
  • Perfekt für Scooter-Touren - alles ist nah, und der Fahrtwind ist die beste Klimaanlage 
  • Kulinarische Highlights - Street Food, das Geschichten erzählt 

Falls ihr jemals nach Borneo kommt: Kuching ist ein Muss. Und nehmt einen Scooter - es lohnt sich! 🛵🌴



Die Stadt Kuching - Kuching bedeutet übersetzt "Katze" - liegt an "Sungai Sarawak", dem Sarawak-Fluss. Mit 600'000 Einwohnern ist Kuchinhg die grösste Stadt der Region. Sie kommt uns jedoch klein und friedlich vor. Es ist eine sympathische Mischung aus modernen Hochhäusern, alten Kolonialbauten, sowie Indischen und Chinesische Tempeln.
"Kek Lapis" ist ein weich und saftiger Kuchen der aus dünnen Schichten bunten Kuchenteiges hergestellt wird. Der Kuchen hat je nach farblicher Zusammenstellung unterschiedlichen Geschacksrichtungen ...
Die vielen chinesischen Tempel, in den kleinen engen Gassen, geben der Stadt ein ganz spezielles Ambiente.
Es bleibt uns wohl für immer verschlossen, was hinter der Türe, mit den zwei aufgemalten Bewachern, verborgen ist ...
Strasse in der Altstadt mit dem wuchtigen Parlamentsgebäude im Hintergrund.
Der chinesische Einfluss bleibt hier in Kuching niemandem verborgen.
Ein Typ für Leute die gerne fotografieren: Parkhäuser in der Stadt eignen sich hervorragend um Fotos aus der "Vogelperspektive" zu schiessen. In jedem Parkhaus kann man sich frei bewegen, hat keine störenden Fenster mit getönten Scheiben und man kann sich sogar den Blickwinkel aus der Höhe - durch die Etage - selbst auswählen. Im Normalfall steht dazu noch ein "Rundumblick" von 360° zur Verfügung, sofern das Parkhaus nicht an einem anderen Gebäude angebaut ist.
Der Dewan Undangan Negeri Komplex beherbergt das Parlament von Sarawak.





2013.07 - Juni, Borneo: Auf Tuchfühlung mit Orang-Utans und Nasenaffen


Bako Nationalpark: Wo die Affen die Nase vorn haben

Von Kuching aus ist der Bako Nationalpark das perfekte Tor zum tropischen Regenwald - und zu den legendären Nasenaffen, die nur hier auf Borneo leben. Mit unserem Scooter dauerte die Fahrt ins Fischerdorf Bako gerade mal 30 Minuten. Am Anleger begrüßte uns dann ein Schild, das freundlich auf "Krokodile im Fluss" hinwies. Ob wir es ernst nahmen? Nun … wir beschlossen, einfach nicht zu planschen. 


Ein Boot brachte uns zum Parkhauptquartier, von wo aus verschiedene Wanderwege starten. Wir wählten die Route mit der höchsten Chance auf Nasenaffen - und wurden belohnt! Nach einer Stunde über Wurzeln stolpern ("Wald-Yoga" nennen wir das) erreichten wir einen einsamen Strand. Plötzlich: Bewegung in den Baumkronen. Zwei Nasenaffen turnten gemächlich durchs Blätterdach, als würden sie uns Zeit lassen, die Kameras zu zücken. Zwei halbwegs scharfe Fotos später waren wir schon stolz wie Forscher mit einer bahnbrechenden Entdeckung. Zurück im Hauptquartier versuchten wir vergeblich, weitere Affen zu erspähen - aber die hatten wohl besseres zu tun. 


Semenggoh Nature Reserve: Frühaufsteher trifft Waldmenschen 

Wer Orang-Utans ("Waldmenschen") sehen will, muss früh aus den Koje: Die erste Fütterung ist um 9 Uhr. Wir waren eine halbe Stunde zu früh - perfekt, um uns in Ruhe umzuschauen. Mit dem Scooter durften wir noch zwei Kilometer weiterfahren und parkten kurz vor der Fütterungsstelle. 


Pünktlich erschien ein Ranger mit einem Berg Bananen - und lockte damit mehrere Orang-Utans aus dem Dickicht. Die Szene war nett und herzig, aber nach unseren wilden Erlebnissen in Kumai (wo die Affen einfach so an Bord kletterten) wirkte es fast ein bisschen wie "Orang-Utan light". Für Erstbesucher ist Semenggoh aber trotzdem ein absolutes Highlight - und wer weiß, vielleicht verstecken sich ja hinter den Bäumen noch ein paar freche Überraschungsgäste. 


Warum sich die Parks lohnen:

  • Bako: Echte Abenteuer-Stimmung - mit Nasenaffen, die aussehen, als hätten sie eine Karriere als Cartoon-Figuren verpasst. 
  • Semenggoh: Garantierte Orang-Utan-Sichtungen, auch wenn es hier etwas "organisierter" zugeht. 
  • Scooter-Mobilität: Ohne das fahrbare Untersatz wären wir nie so flexibel gewesen! 

Ein kleiner Tipp:

Wer nach der Affen-Safari noch Energie hat, sollte in Kuching einen Stopp beim Top Spot Food Court einlegen (grünes Parkhaus, oberste Etage!). Dort gibt es Sarawak Laksa und frische Meeresfrüchte - die perfekte Belohnung nach einem Tag im Dschungel. 


Fazit: Borneo zeigt, dass die besten Abenteuer manchmal nur eine Scooter-Fahrt entfernt liegen - und dass Affen die wahren Stars des Dschungels sind. 🐒🌿...







2013.06 - Unterwegs zwischen Kuching und Miri: Segeln gegen die Langeweile


Die 300 Seemeilen von Kuching nach Miri gehören nicht gerade zu Borneos "Schokoladenseite" - zumindest nicht in dieser Jahreszeit. Der Wind? Ein seltener Gast. Spannende Ankerplätze? Fehlanzeige. Um der Monotonie zu entfliehen, wagten wir einen Abstecher durch den Fluss bei Insel Beruit - immerhin eine Abwechslung in Sachen Navigation, bei der Gezeiten und Wassertiefen volle Aufmerksamkeit forderten. Doch nach 20 zusätzlichen Seemeilen stand fest: Der Umweg war es nicht wert. Heute würden wir die direkte Route wählen. 


Warum wir die Küste umarmen wie ein schlafloses Känguru 

  • Landwind-Hoffnung: Ab und zu weht hier eine leichte Brise - und wir nutzen sie sofort, als wäre sie der letzte Zug nach Hause. 
  • Anker-Freiheit: Die flache Küste erlaubt es, praktisch überall zu stoppen. Einfach aussteigen? Fast. 
  • Internet-Roulette: Wir kämpfen um jedes bisschen Empfang - meist vergeblich. Die digitale Welt scheint hier nur ein Gerücht zu sein. 

Aktuell liegen wir 46 Seemeilen vor Miri und warten auf den abendlichen NW-Wind, der uns für etwa drei Stunden mit 5-10 Knoten vorantreibt - gerade genug, um 20-25 Seemeilen näher ans Ziel zu kommen. Nicht schnell, aber immerhin: Fortschritt.



Miri: Angekommen im "Niemandsland" 

Die Marina von Miri liegt so abseits, dass man fast meinen könnte, sie sei aus Versehen hier gelandet. Zwei Kilometer bis zur Stadt - ohne Fahrzeug geht nichts. Also mieteten wir einen malaysischen Proton (ein Auto, das aussieht, als habe es seine Führerscheinprüfung gerade bestanden) und starteten unsere Landexpedition nach Brunei


Warum der Proton unser heimlicher Held wurde: 

  • Preiswert: Für den Preis einer Tankfüllung in Singapur hatten wir ihn eine Woche lang. 
  • Robust: Schlaglöcher? Kein Problem. Hitze? Egal. Der Proton lächelt einfach weiter. 
  • Freiheit: Plötzlich waren wir nicht mehr auf Busse angewiesen, die seltener fuhren als ein Komet vorbeizog. 


Fazit dieser Etappe: 

  • Segeln zwischen Kuching und Miri ist eher Meditation als Abenteuer - aber wer mag nicht stundenlanges Glaswasser-Glotzen? 
  • Landwind ist wie ein Schokoriegel im Rucksack: Selten, aber wenn man ihn findet, ist es ein Fest. 
  • Ohne Auto geht in Miri nichts - doch zum Glück gibt es den Proton, den unterschätzten Champion der malaysischen Straßen. 

Nächstes Ziel: Brunei! Wo Benzin billiger ist als Wasser - und Paläste aus Gold zu wachsen scheinen.