Der Khardung-La-Pass in Ladakh, Indien, ist einer der berühmtesten und höchsten befahrbaren Pässe der Welt. Auf einer Höhe von 5.602 Metern (offiziell angegeben, obwohl einige Quellen von 5.359 Metern sprechen) verbindet er das Indus-Tal bei Leh mit dem Nubra-Tal. Der Pass ist nicht nur ein wichtiger Verkehrsweg, sondern auch ein legendäres Ziel für Abenteurer und Motorradfahrer. Die Straße ist berüchtigt für ihre engen Kurven, steilen Abhänge und oft schwierigen Wetterbedingungen. Trotz der Herausforderungen bietet der Khardung-La atemberaubende Ausblicke auf schneebedeckte Gipfel, karge Berglandschaften und eine faszinierende Hochgebirgsatmosphäre.
Unsere nächste Etappe führt uns genau über diesen Pass, die höchste befahrbare Bergstraße der Welt. Dahinter erstreckt sich das malerische Nubra-Tal, nahe der Grenze zu Pakistan. Zugegeben, wir sind nicht ganz überzeugt, dass es sich tatsächlich um die höchste Straße handelt. In Peru soll die Straße zum Colca-Tal noch höher liegen, fast 6.000 Meter über dem Meeresspiegel. Doch egal, ob Rekordhalter oder nicht – die Fahrt verspricht atemberaubende Ausblicke und jede Menge Abenteuer. Wir freuen uns auf eine spektakuläre Reise durch eine der beeindruckendsten Landschaften der Welt!
Diese Straße muss man einfach einmal bewältigt haben. Die meisten Fahrzeuge, die hier unterwegs sind, sind Toyotas Innova, hergestellt in Indien. Es sind robuste, bequeme und zuverlässige Fahrzeuge, auch wenn sie nur mit normalem Antrieb ausgestattet sind. Wir sind schon viele Strecken auf schlechten Straßen gefahren, aber diese Schotterpisten mit ihren großen Steinen, tiefen Schlaglöchern und den durch Schnee und Regen ausgewaschenen Furchen sind wohl das Schlimmste, was ein Fahrzeug aushalten muss. Sandpisten wie im Altiplano in Bolivien oder die Fahrt über die Sanddünen in Oman wirken dagegen fast harmlos.
Unser Toyota hatte bereits über 100.000 Kilometer auf dem Buckel, war aber in einem erstaunlich guten Zustand. Würde man in der Schweiz eine solche Strecke nur ein paar Mal befahren, hätte der Fahrer wahrscheinlich das Gefühl, den Wagen danach sofort verkaufen zu müssen. Doch hier scheinen die Fahrzeuge für solche Herausforderungen gemacht zu sein – und vielleicht auch die Fahrer. Es ist eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst: die Kombination aus atemberaubender Natur, der Herausforderung der Straße und dem Gefühl, die Grenzen des Machbaren auszuloten. Ein Abenteuer, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird!
Wir müssen anhalten – das Auto vor uns kommt einfach nicht über das Wasser. Die Fahrbahn ist zu stark ausgewaschen, und der Bach hat sich seinen Weg durch die Straße gebahnt. Es bleibt nichts anderes übrig: Alle steigen aus und helfen. Einige versuchen, das Fahrzeug zu schieben, während unser Fahrer mutig und barfuß im eiskalten Wasser steht. Mit einer langen Stange wird der Wagen angehoben, und Steine werden geschickt unter die Räder gelegt, um mehr Halt zu schaffen. Es ist ein Teamwork, wie man es selten erlebt – jeder packt mit an, obwohl wir uns kaum kennen.
Das nächste Auto vor uns meistert die Wasserstelle scheinbar mühelos und ohne größere Probleme. Es ist, als hätte der Fahrer den richtigen Moment und die perfekte Geschwindigkeit erwischt. Doch dann sind wir an der Reihe – und bleiben prompt stecken. Die Räder drehen durch, das Wasser spritzt, und für einen Moment scheint es, als würden wir es nicht schaffen. Doch nach ein paar nervenaufreibenden Minuten und mit vereinten Kräften gelingt es uns schließlich, das Hindernis zu überwinden. Unser Fahrer zeigt Nerven aus Stahl, und mit ein paar geschickten Manövern rollen wir wieder auf festen Untergrund.
Es ist ein kurzer, aber intensiver Moment der Anspannung, der uns einmal mehr vor Augen führt, wie unberechenbar und herausfordernd solche Strecken sein können. Doch genau das macht den Reiz aus: Jede Hürde, die wir überwinden, fühlt sich wie ein kleiner Sieg an. Und so geht die Fahrt weiter – mit einem Lächeln im Gesicht und der Gewissheit, dass wir auch die nächste Herausforderung meistern werden.
Nach einer vierstündigen, anstrengenden Fahrt haben wir es endlich geschafft – der Khardung-La-Pass ist bezwungen! Wir stehen nun auf der Passhöhe in schwindelerregenden 5.630 Metern und blicken auf eine Landschaft, die uns sprachlos macht. Die dünne Luft in dieser Höhe hat uns zum Glück noch nie große Schwierigkeiten bereitet, und wir sind dankbar dafür. So können wir den Moment in vollen Zügen genießen.
Der Blick von hier oben ist atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes. Die schneebedeckten Gipfel, die endlosen Weiten und das Gefühl, auf dem Dach der Welt zu stehen, lassen uns staunen. Natürlich halten wir diesen besonderen Augenblick mit ein paar Fotos fest, um die Erinnerung für immer festzuhalten. Und was könnte passender sein, als diesen Triumph mit einer Tasse warmem Chai-Tee zu feiern? Der süße, würzige Geschmack wärmt uns von innen und gibt uns die nötige Energie für den weiteren Weg.
Nathalie auf der Passhöhe, hinter Ihr ein 6- oder 7-tausender ...
Jedes Haus, jeder Platz und auch die Passhöhe ist mit farbigen Gebetsfahnen verziert.
Manchmal fallen die Steine auch auf Lastwagen oder Autos ...
5'377 m zeigt unser GPS an. Wir sind 567 m höher als der höchste Berg Europas (Mont Blanc, 4'810 m)
Der Fotopunkt. Jeder will zeigen dass er hier war!
Der Sheyok-Fluss schlängelte sich mit seinem grauen, eisigen Gletscherwasser durch die Landschaft und formte ein weit verzweigtes Flussbett, gespickt mit unzähligen Sandbänken. Der Weg zum Kloster Diskit führte uns vorbei an steilen Felshängen, die sich majestätisch in den Himmel reckten, und breiten Geröllhalden, die von der Kraft der Natur zeugten. Mit jedem Kilometer tauchten wir tiefer in die raue Schönheit des Nubra-Tals ein.
Schon von Weitem grüßte uns das Wahrzeichen des Klosters Diskit: die imposante Maitreya-Statue, die mit ihrer friedvollen Präsenz über das Tal zu wachen schien. Das Kloster selbst, stolze 570 Jahre alt, ist das älteste im Nubra-Tal und ein beeindruckendes Zeugnis der buddhistischen Kultur und Geschichte. Es thront auf einem Hügel und bietet nicht nur spirituelle Ruhe, sondern auch einen atemberaubenden Blick über die umliegende Landschaft. Ein Ort, der die Seele berührt und die Sinne beflügelt.
Die Maitreya-Statue, das Wahrzeichen des Klosters, von der Diskit Monastery aus gesehen.
Die große Maitreya-Statue vor dem Kloster Diskit
Bei wechselhaftem Wetter stiegen wir die vielen Stufen zur Monastery hinauf. Leichter Nieselregen begleitete uns, und es war ein wenig ärgerlich, denn für ein perfektes Foto hätten wir die Sonne gebraucht. Trotzdem machten wir ein paar Aufnahmen und fuhren anschließend ins Dorf Hundar, das mit rund 200 Häusern und 1.000 Einwohnern das größte Dorf im Nubra-Tal ist. Nach einer kleinen Stärkung geschah das Unerwartete: Die Sonne brach durch die Wolken! Doch anstatt die berühmten Sanddünen zu besuchen, entschieden wir uns, zum Kloster zurückzukehren, um den idealen Moment für ein perfektes Foto zu erwischen. Leider waren wir zu spät – der Nieselregen setzte wieder ein und vereitelte unsere Pläne. Also fuhren wir weiter nach Sumur, wo wir in einem erstaunlich komfortablen Zelt übernachteten.
Am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Begeistert baten wir unseren Fahrer, noch einmal nach Diskit zu fahren, um endlich das ersehnte Foto zu schießen. Allerdings sprach unser Fahrer kaum Englisch und verwechselte „Tomorrow“ mit „Yesterday“. Statt zum Kloster brachte er uns ins Dorf Hundar, wo gerade ein Festival stattfand und ein hoher Lama erwartet wurde. Hunderte von Menschen versammelten sich, und auch wir warteten geduldig an einem sonnigen, aber heißen Platz, der extra für Touristen reserviert war. Die Sonne schien mit voller Kraft – was nun?
Wir beschlossen, die Zeit zu nutzen: Ich machte mich zu Fuß auf den 5 bis 8 Kilometer langen Weg zur Monastery, während Nathalie mit dem Fahrer an den Festlichkeiten teilnahm. Der Spaziergang war anstrengend, und wie es das Schicksal wollte, zogen sich gerade wieder Wolken zusammen, als ich ankam. Trotzdem gelangen mir ein paar brauchbare Fotos, die die Mühe wert waren. Manchmal ist es eben das Unvorhersehbare, das eine Reise so besonders macht – auch wenn nicht alles nach Plan läuft.
Die Monastery Diskit.
Am frühen Nachmittag traten wir die Rückreise nach Leh an – auf derselben Strecke, die uns schon auf dem Hinweg so viel Abenteuer beschert hatte. Doch diesmal sollte es noch spannender werden: Die Fahrt dauerte ganze sechs Stunden, und Regen sowie Schnee machten die ohnehin schon herausfordernde Route zu einer echten Prüfung. Die Straße war rutschig, die Sicht eingeschränkt, und die schroffen Berghänge wirkten im Schneetreiben noch imposanter als zuvor. Jede Kurve, jeder Anstieg und jeder Abstieg wurde zu einem kleinen Abenteuer für sich.
Trotz der schwierigen Bedingungen war die Stimmung im Auto gelassen. Wir spürten, dass wir uns in guten Händen befanden, und die raue Schönheit der Landschaft ließ uns die Strapazen fast vergessen. Die schneebedeckten Gipfel, die sich immer wieder zwischen den Wolken zeigten, und die friedliche Stille, die der Schnee mit sich brachte, verliehen der Fahrt eine fast magische Atmosphäre.
Als wir schließlich in Leh ankamen, waren wir müde, aber glücklich. Die Rückfahrt hatte uns noch einmal gezeigt, wie unberechenbar und wild die Natur hier sein kann – und wie wichtig es ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das Erlebnis, die Gemeinschaft und die Freude, solche Momente teilen zu können. Es war ein perfekter Abschluss für eine Reise, die uns an unsere Grenzen gebracht und uns gleichzeitig mit unvergesslichen Erinnerungen beschenkt hatte.
2015.07 - Sumur
Der Vollständigkeit halber noch ein kleiner Nachtrag: Während unseres Aufenthalts in Sumur besuchten wir auch das örtliche Kloster. Ein freundlicher Mönch führte uns durch die Anlage und erklärte uns ihre Geschichte und Bedeutung. Obwohl das Kloster aufgrund laufender Renovationsarbeiten fast neu aussah, ist es in Wirklichkeit uralt und atmet die Geschichte vieler Generationen. Der Kontrast zwischen dem frisch renovierten Äußeren und der tief verwurzelten Spiritualität im Inneren war faszinierend. Es war ein besonderer Moment, der uns noch einmal die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart in dieser beeindruckenden Region vor Augen führte. Ein schönes Finale für unsere Zeit im Nubra-Tal!
Monastery in Sumur, Ladakh.
2015.07 - Pass Chang La
Auf halber Wegstrecke erreichen wir schließlich die Passhöhe des Chang La. Hier oben, in dieser schwindelerregenden Höhe, erwartet uns ein wahrhaft magischer Anblick: Ein kleiner, friedvoller Tempel, der fast schon malerisch in die Landschaft eingebettet ist. Tausende bunte Gebetsfahnen flattern im Wind und verbreiten eine fast mystische Atmosphäre. Jede Fahne trägt die Gebete und Wünsche derer, die vor uns diesen Weg gegangen sind, und lässt uns für einen Moment innehalten, um die Stille und die Schönheit dieses Ortes in uns aufzunehmen. Es ist, als ob die Zeit hier oben stillsteht und man den Himmel ein Stück näher spürt.
Chang La-Pass
Die Fahrt zum Chang La-Pass ist ein visuelles Fest für die Sinne und führt uns durch eine außergewöhnlich schöne Landschaft. Die bizarren Berge, deren schroffe Felswände sich majestätisch in den Himmel recken, und die endlosen Geröllhalden, die sich wie natürliche Kunstwerke in die Landschaft fügen, sind atemberaubend. Die glasklare Luft verstärkt die Kontraste und lässt die Farben der Natur in ihrer ganzen Pracht erstrahlen.
Besonders faszinierend sind die grünen Oasen, die wie kleine Paradiese inmitten der kargen Bergwelt wirken. Hier haben sich Menschen angesiedelt und nutzen das spärliche Wasser, um Leben in die Steinwüste zu bringen. Der optische Kontrast zwischen den lebensfeindlichen Geröllhalden und den fruchtbaren, grünen Flecken ist beeindruckend und zeigt, wie sich Mensch und Natur in dieser extremen Umgebung arrangieren.
Jede Kurve, jeder Blick über die Schulter offenbart ein neues Panorama, das staunen lässt. Die Fahrt zum Chang La-Pass ist nicht nur eine Reise durch die Berge, sondern auch eine Reise durch die Gegensätze der Natur – rau und doch voller Schönheit, karg und doch lebendig. Ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst..
Die Fahrt von der Passhöhe des Chang La hinab ins Tal zum Pangong Tso See verlief dank des strahlenden Wetters problemlos, auch wenn das Auto bis an seine Grenzen beansprucht wurde. Die „Straße“, wenn man sie so nennen kann, war eher eine Geröllhalde als eine befestigte Route. Jeder Meter war ein Abenteuer: Steine knirschten unter den Reifen, das Fahrzeug holperte über Schlaglöcher und Felsen, und manchmal hatte man das Gefühl, die Natur wolle uns sagen, dass wir hier nur geduldet sind. Doch gerade diese Herausforderung machte die Fahrt so besonders.
Die Landschaft um uns herum war von einer wilden, unberührten Schönheit – karge Berge, die sich majestätisch in den Himmel reckten, weite Ebenen, die von der Kraft der Elemente gezeichnet waren, und immer wieder atemberaubende Ausblicke auf den See in der Ferne, dessen türkisblaues Wasser wie ein Juwel in der kargen Steinwüste funkelte. Das Gefühl, sich in einer der abgelegensten und rauesten Gegenden der Welt zu bewegen, war zugleich demütigend und begeisternd. Es war, als ob die Natur uns daran erinnerte, wie klein wir doch sind – und wie großartig sie ist.
Trotz der Strapazen für das Auto und unsere Nerven war die Fahrt ein unvergessliches Erlebnis. Sie lehrte uns, dass die schönsten Ziele oft die sind, die man sich erkämpfen muss – und dass die Mühe sich am Ende immer lohnt. Der Pangong Tso See, inmitten dieser kargen Steinwüste, war das perfekte Ziel für eine solche Reise. Als wir schließlich am Ufer des Sees standen und das Licht der untergehenden Sonne über das Wasser tanzen sahen, wussten wir: Jeder holprige Meter, jede Erschütterung, jeder nervenaufreibende Moment hatte sich gelohnt. Hier, in dieser abgeschiedenen Weite, fühlten wir uns dem Himmel ein Stück näher – und der Erde ein wenig mehr verbunden.
Fahrt von der Passhöhe zum Pangang Lake.
Durch Stein- oder Schneelawinen zerstörte Autos und Lastwagen.
Das ist kein Bach, sondern die Strasse. Kleineste Regenfälle bewirken eine Überflutung der Fahrbahn.
Enge Passagen in diesem bizarren Gebiet. Die Berge bestehen mehrheitlich aus Geröllhalden.
Mit dem Auto diese Strecken zu fahren, ist eine Sache, aber mit einem Motorrad?
Wir sind fast unten beim Pangong Lake, welcher auf 4'200 m liegt.
Es gibt viele Murmeltiere hier, welche sich füttern lassen ...
2015.07 - Pangong Tso Lake Der Pangong Tso See, ein wahres Juwel der Natur, ist von der indischen Stadt Leh aus über den spektakulären Chang La-Pass erreichbar. Mit einer Höhe von 5.330 Metern über dem Meeresspiegel ist der Chang La der dritthöchste befahrbare Pass der Welt und bietet atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Die Fahrt dorthin ist ein Abenteuer für sich, das durch schroffe Landschaften und schneebedeckte Gipfel führt.
Der Pangong Tso See selbst liegt auf etwa 4.200 Metern Höhe und erstreckt sich über eine Länge von rund 134 Kilometern. Was diesen See so besonders macht, ist nicht nur seine schiere Größe, sondern auch sein faszinierendes türkisblaues Wasser, das je nach Lichtverhältnissen in verschiedenen Schattierungen schimmert. Ein Teil des Sees liegt in Indien, der andere in Tibet, was ihm eine besondere geopolitische Bedeutung verleiht.
Die Landschaft rund um den See ist von einer fast surrealen Schönheit – karge Berge, weite Ebenen und das glasklare Wasser schaffen eine Atmosphäre, die man so schnell nicht vergisst. Der Pangong Tso ist nicht nur ein Ort der Stille und Einsamkeit, sondern auch ein Symbol für die unberührte Wildnis des Himalayas.
Pangong Tso See
Die Fahrt an das „Ende der Welt“, zum Pangong Tso See, war ein Erlebnis der besonderen Art. Der See liegt eingebettet in eine karge, aber faszinierende Steinwüste. Während 25 Kilometer des Sees zu Indien gehören, erstreckt sich der größere Teil in chinesisches Gebiet. Die Fahrt selbst war zwar nicht besonders spektakulär, doch die Landschaft, die sich uns bot, war von einer fast unwirklichen Schönheit.
Der Pangong Tso See ist von schroffen Bergen und weiten Ebenen umgeben. Das Wasser des Sees schimmert in verschiedenen Blautönen, je nach Lichteinfall, und verleiht der Landschaft eine fast magische Atmosphäre. Interessanterweise ist der See leicht salzig, da er keinen natürlichen Abfluss hat. Dies verleiht ihm einen besonderen Charakter und macht ihn zu einem einzigartigen Naturphänomen.
Die Stille und Einsamkeit, die den See umgeben, sind überwältigend.
Ein Guesthouse, bestehend aus 9 sehr komfortablen Zelten.
Wir verbrachten die Nacht direkt am Ufer des Pangong Tso Sees in einem erstaunlich komfortablen Zelt. Die Lage war einfach traumhaft: Vor uns das glasklare, türkisblaue Wasser des Sees, das je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Schattierungen schimmerte, und im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Himalaya-Gebirges, die sich majestätisch in den Himmel reckten. Trotz der Höhe von über 4.200 Metern war das Klima überraschend mild, und die klare, frische Luft lud zum Durchatmen ein.
Die Stille und Einsamkeit, die den See umgaben, waren überwältigend. Es war, als ob die Zeit für einen Moment stillstand. Das sanfte Plätschern des Wassers und das gelegentliche Rauschen des Windes waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen. Der Abendhimmel färbte sich in den schönsten Orange- und Rottönen, bevor die Sterne in ihrer vollen Pracht am Nachthimmel erschienen.
Die Nacht in dem Zelt war erstaunlich gemütlich, und wir fühlten uns trotz der abgeschiedenen Lage wie zu Hause. Es war ein perfekter Ort, um die Seele baumeln zu lassen und die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen. Der Pangong Tso See und die umliegende Landschaft haben uns tief beeindruckt und werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
2015.07 - Fahrt zurück in Richtung Leh
Am nächsten Morgen genießen wir den Blick auf die „andere Seite“ – eine Landschaft, die uns mit ihrer wilden Schönheit und ihren schroffen Kontrasten immer wieder in Staunen versetzt. Die Berge, die Täler, die endlosen Weiten – alles wirkt heute irgendwie vertrauter, als ob wir in den letzten Tagen nicht nur Kilometer, sondern auch eine tiefere Verbindung zu dieser Region zurückgelegt hätten. Doch die Reise ist noch nicht zu Ende: Wir fahren dieselbe Strecke zurück nach Leh, die uns schon auf dem Hinweg so viel abverlangt hat.
Die Passhöhe, 5'360 m über Meer. Glasklare Luft bei nicht sehr kalten Temperaturen.
Der Eingang zum kleinen Tempel ist wegen der Gebetsfahnen beinahe nicht mehr begehbar.
Auf einer solchen Höhe befindet man sich nicht alle Tage. Die Luft ist schon wahrnehmbar dünn, macht uns aber keine Probleme.
Gebetsfahnen ...
Militärlastwagen bringen Nachschub für die Soldaten in den verschiedenen Camps.
Der Eingang zum Tempel ist von der Lastwagenkolonne beinahe versperrt.
2015.07 - Rückfahrt nach Srinagar Schon zu Beginn unserer Reise hatten wir uns entschieden, von Leh nach Srinagar zurückzufahren, anstatt den teuren Flug von Leh nach New Delhi zu nehmen. Der Jeep fährt in der Nacht, sodass wir genügend Zeit haben, am nächsten Tag unser Flugzeug nach New Delhi zu erreichen. Der erste Teil der Strecke, zwischen Leh und Kargil, ist noch relativ unproblematisch. Doch was danach kommt, zählt für uns zu den gefährlichsten und nervenaufreibendsten Straßen, die wir je gesehen haben. Diese „Straße“ – wenn man sie überhaupt so nennen kann – übertrifft unserer Meinung nach sogar die berüchtigte „Death Road“ in La Paz, Bolivien. Und das vor allem nach den heftigen Regenfällen der letzten Tage.
Die Berge in Ladakh bestehen größtenteils aus Geröll und losen Felsbrocken, die jeden Moment ins Rutschen geraten können. Die Straße ist schmal, oft nur für ein Fahrzeug breit genug, und Sicherheitsvorkehrungen wie Leitplanken sucht man vergebens. Überall liegen Steine und Felsbrocken auf der Fahrbahn, und Erdrutsche am Straßenrand sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Es ist fast unmöglich, in diesem Gelände eine stabile Straße zu bauen – wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie Steinlawinen ganze Straßenabschnitte in die Tiefe rissen. Jede Kurve, jeder Meter ist ein Spiel mit dem Schicksal, und man fragt sich, wie die Natur es zulässt, dass Menschen hier überhaupt vorankommen.
Es ist unglaublich schwer, diese Reise von Leh nach Srinagar fotografisch festzuhalten. Den Fahrer für ein Foto anzuhalten, kommt nicht infrage, und oft sitzt man auf der falschen Seite, um aus dem Fenster zu fotografieren. Meistens ist man mit der Kamera zu spät dran – sobald man den Auslöser drücken will, ist das Auto schon am nächsten „abenteuerlichen“ Abschnitt vorbeigerast. Die Fotos, die es gibt, sind daher meist spontane Schnappschüsse, die ich mit meinem Telefon gemacht habe. Sie können die atemberaubende Schönheit und die gleichzeitige Bedrohlichkeit dieser Landschaft nur erahnen lassen.
Doch trotz aller Gefahren und Herausforderungen ist diese Fahrt ein unvergessliches Erlebnis. Sie zeigt uns die rohe Kraft der Natur und die Zerbrechlichkeit des Menschen inmitten dieser gewaltigen Bergwelt. Jeder Kilometer ist ein Abenteuer, jeder Blick aus dem Fenster eine Erinnerung daran, wie klein wir sind – und wie groß die Welt um uns herum.
Wir sind diese Straße vor etwa zehn Tagen bei strahlendem Wetter hinaufgefahren – und selbst damals war sie eine Herausforderung. Doch das Regenwetter der letzten Tage hat den Zustand der Straße noch einmal drastisch verschlechtert. Was früher schon eine abenteuerliche Strecke war, ist jetzt ein echter Albtraum. Der Film, den wir gemacht haben, zeigt nicht einmal den schlimmsten Abschnitt. Den sieht man auf dem rechten Bild: Ein Erdrutsch hat den Hang destabilisiert, und die Fahrzeuge müssen ganz rechts am Rand fahren, direkt neben dem Abgrund. Es ist ein Spiel mit dem Schicksal, bei dem jeder Meter ein Risiko ist.
Wie Lastwagen hier überhaupt vorbeikommen, bleibt mir ein Rätsel. Die Straße ist so schmal, so instabil, so voller Gefahren, dass man meinen könnte, sie sei nicht für den Verkehr gemacht. Doch irgendwie schaffen es die Fahrer, ihre riesigen Fahrzeuge durch diese Engpässe zu manövrieren – mit einer Mischung aus Mut, Geschick und vielleicht auch einem Schicksalsglauben, der nur hier oben in den Bergen existiert.
Es ist eine Straße, die einem den Atem raubt – nicht nur wegen der atemberaubenden Aussicht, sondern auch wegen der ständigen Gefahr, die sie birgt. Jede Fahrt hier ist ein Abenteuer, eine Herausforderung, eine Erinnerung daran, wie klein wir Menschen sind im Angesicht der Naturgewalten. Und doch zieht es uns immer wieder hierher, in diese raue, unberührte Landschaft, die uns so viel Schönheit und so viel Gefahr zugleich schenkt.
Diese Straße ist mehr als nur ein Weg von A nach B – sie ist ein Symbol für das Leben selbst: steil, holprig, voller Hindernisse, aber auch voller unvergesslicher Momente und atemberaubender Aussichten. Und sie lehrt uns, dass manchmal der schwierigste Weg der lohnendste ist – auch wenn er uns alles abverlangt.
Gegenverkehr – ein Wort, das auf dieser Straße eine ganz neue Bedeutung bekommt. Plötzlich taucht ein Lastwagen vor uns auf, und die ohnehin schon schmale Straße wird zur Herausforderung der Extraklasse. Unser Fahrer bremst vorsichtig ab, und wir nähern uns im Schritttempo. Der Lastwagen steht nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt, die Räder scheinen fast schon in der Luft zu schweben. Es ist ein nervenaufreibender Balanceakt, bei dem jeder Zentimeter zählt.
Unser Fahrer manövriert mit einer Mischung aus Erfahrung und Gelassenheit, die nur jemand haben kann, der diese Straße schon unzählige Male befahren hat. Langsam, ganz langsam, schieben wir uns an dem Koloss vorbei. Der Abgrund zur einen Seite, der Lastwagen zur anderen – es ist, als ob die Welt für einen Moment stillsteht. Jeder Atemzug fühlt sich an, als könnte er das Gleichgewicht stören.
Doch dann ist es geschafft. Der Lastwagen liegt hinter uns, und wir atmen erleichtert auf. Doch die Erinnerung an diesen Moment bleibt: die schmale Straße, der Abgrund, der Lastwagen, der so nah am Rand steht, dass man meint, er könnte jeden Moment kippen. Es ist ein weiteres Mal, bei dem uns diese Straße daran erinnert, wie zerbrechlich wir sind – und wie viel Respekt wir vor der Natur und ihren Herausforderungen haben müssen.
Diese Fahrt ist nicht nur eine Reise durch die Berge, sondern auch eine Reise zu uns selbst. Sie zeigt uns, wie weit wir gehen können, wenn wir müssen – und wie viel wir aushalten können, wenn wir es gemeinsam tun. Und sie lehrt uns, dass manchmal die gefährlichsten Wege diejenigen sind, die uns am meisten prägen.
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Wir fahren zusammen mit 8 weiteren Personen ...
Nach einer halben Stunde ist die Kolonne bereits auf beträchtliche Länge angewachsen ...
Wir erreichen das Thal ohne Schaden und alle Fahrzeuge werden gestoppt. Wir haben das Gerücht schon gehört, dass ein Erdrutsch vor Sonarmag die Strasse verschüttet hätte und dieses Gerücht stimmte offenbar. Da wir am Abend unseren Flug von Srinagar nach New Dehli gebucht hatten, entschieden wir uns, die 10 km nach Sonarmag zu laufen, nicht ganz einfach mit 3 Rücksäcken und einem Gewicht von 30 kg. Wir wollen versuchen, den Erdrutsch zu Fuss zu überqueren. Andere Leute haben dieselbe Idee ...
Um 9h laufen wir los ... 3 Stunden bis Sonarmag und dann mit dem Taxi in 2 Stunden zum Flugplatz in Srinagar. Die Zeit müsste reichen.
Zwei Stunden später sehen wir den Erdrutsch aus weiter Entfernung.
Die Masse an lehmiger und nasser Erde ist riesig. Wir müssen mit unseren 30 kg Gepäck hoch in den Berg laufen, um den Erdrutsch überqueren zu können.
Wir erreichen das Tal schließlich unversehrt, und alle Fahrzeuge werden gestoppt. Schon unterwegs hatten wir das Gerücht gehört, dass ein Erdrutsch bei Sonarmarg die Straße verschüttet hat – und leider stimmte es. Die Straße ist blockiert, und es gibt kein Durchkommen für Fahrzeuge. Da wir am Abend unseren Flug von Srinagar nach New Delhi gebucht hatten, blieb uns keine andere Wahl: Wir entschieden uns, die 10 Kilometer nach Sonarmarg zu Fuß zurückzulegen. Nicht gerade einfach mit drei Rucksäcken und einem Gesamtgewicht von rund 30 Kilogramm auf unseren Schultern. Doch die Zeit drängte, und wir wollten versuchen, den Erdrutsch zu Fuß zu überqueren.
Wie sich herausstellte, waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee. Andere Reisende hatten denselben Plan, und so bildete sich eine kleine Karawane von Abenteurern, die sich durch das Geröll und über die rutschigen Hänge kämpften. Jeder Schritt war eine Herausforderung, jeder Meter ein kleines Abenteuer. Die Rucksäcke drückten auf die Schultern, der Schweiß lief uns über die Stirn, und die dünne Höhenluft machte das Atmen nicht gerade einfacher. Doch der Gedanke, unseren Flug zu erreichen und die Schönheit der Landschaft um uns herum, gaben uns die Kraft, weiterzumachen.
Der Erdrutsch selbst war ein beeindruckendes – und gleichzeitig beängstigendes – Schauspiel der Natur. Riesige Felsbrocken und Schlammmassen hatten sich den Hang hinabgewälzt und die Straße unter sich begraben. Es war, als ob die Berge uns daran erinnern wollten, wer hier wirklich das Sagen hat. Vorsichtig tasteten wir uns über das instabile Gelände, immer darauf bedacht, keinen falschen Schritt zu machen.
Am Ende schafften wir es – erschöpft, aber erleichtert. Die letzten Kilometer nach Sonarmarg waren zwar anstrengend, aber die Aussicht auf unseren Flug und die Gewissheit, diese Herausforderung gemeistert zu haben, gaben uns neuen Schwung. Und so endete dieser Tag nicht nur mit einer Reise durch die Berge, sondern auch mit einer Reise zu unseren eigenen Grenzen – und darüber hinaus.
Manchmal sind es die ungeplanten Abenteuer, die eine Reise unvergesslich machen. Und dieser Tag war definitiv eines davon.
Erdrutsch überqueren ...
Das schwierigste Stück – und gleichzeitig das, was uns am meisten zusammenschweißt. Vor uns liegt der Erdrutsch, eine chaotische Masse aus Schlamm, Geröll und losen Felsbrocken, die sich den Hang hinabgewälzt hat. Die Straße ist komplett verschüttet, und der einzige Weg, um weiterzukommen, führt direkt über diese instabile, rutschige Fläche. Doch zum Glück sind wir nicht allein. Ein paar starke Männer aus der Umgebung haben sich organisiert und halten ein dickes Seil, das als improvisierte Sicherung dient. Es ist ein Bild, das uns Demut und Dankbarkeit lehrt: die Solidarität der Menschen inmitten dieser rauen, unberechenbaren Natur.
Einer nach dem anderen greifen wir nach dem Seil, unsere Hände umklammern es fest, während wir vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Der Boden unter uns gibt nach, Schlamm spritzt an unsere Schuhe, und jeder Schritt ist ein Balanceakt. Die Männer am Seil stehen wie Felsen in der Brandung, ihre Gesichter konzentriert, ihre Hände fest um das Tau gewickelt. Sie geben uns Halt, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Es ist, als ob sie uns sagen: „Ihr schafft das. Wir lassen euch nicht fallen.“
Die Spannung ist greifbar, jeder Atemzug fühlt sich an, als könnte er das Gleichgewicht stören. Doch langsam, Schritt für Schritt, kommen wir voran. Die Rucksäcke auf unseren Schultern scheinen mit jedem Meter schwerer zu werden, aber das Seil gibt uns die nötige Sicherheit, um weiterzumachen. Und dann, endlich, ist das Schlimmste überstanden. Wir stehen auf der anderen Seite, atmen tief durch und blicken zurück auf das, was wir gerade geschafft haben.
Dieser Moment bleibt uns in Erinnerung – nicht nur wegen der körperlichen Herausforderung, sondern auch wegen der menschlichen Wärme und Hilfsbereitschaft, die wir erfahren haben. Inmitten dieser wilden, unberechenbaren Landschaft haben uns Fremde geholfen, als ob wir eine große Familie wären. Es ist eine Erinnerung daran, dass wir selbst in den schwierigsten Momenten nicht allein sind – und dass die größten Hindernisse oft die stärksten Verbindungen schaffen.
Diese 10 Kilometer zu Fuß, der Erdrutsch, das Seil – all das war mehr als nur ein Weg, um unseren Flug zu erreichen. Es war eine Lektion in Mut, Vertrauen und Gemeinschaft. Und es war ein weiterer Beweis dafür, dass die schwierigsten Wege oft diejenigen sind, die uns am meisten prägen.
In Sonamarg angekommen, erfahren wir, dass es weiter unten zwei weitere Erdrutsche gegeben hat. Die Situation ist noch ernster, als wir dachten. Die Einheimischen werden von den Behörden zum Erdrutsch geführt, um zu helfen oder nach Angehörigen zu suchen, aber wir Touristen dürfen nicht mit. Die Behörden wollen keine Risiken eingehen – und das können wir verstehen. Wir sind zu diesem Zeitpunkt die einzigen Fremden hier, abgesehen von zwei Frauen aus Israel. Die Taxifahrer rieten uns, die Polizei um Erlaubnis zu bitten, was wir auch taten.
Die Polizisten sind überraschend freundlich und verständnisvoll. Sie hören sich unser Problem geduldig an, besonders die Sache mit unserem Flug nach New Delhi, der heute Abend gehen sollte. Doch wir erfahren auch, dass es viele Tote und große Schäden gegeben hat. Die Lage ist ernst, und die Prioritäten der Behörden liegen klar anderswo. Als wir dann das Wort „Helikopter“ aus den urduischen Sätzen ihrer internen Diskussion heraushören, wird uns klar, wie gravierend die Situation wirklich ist.
Wir brechen unser Vorhaben ab und entscheiden uns, hier zu übernachten und den Flug zu verpassen. Bei all diesen Katastrophen hat die Polizei wirklich Wichtigeres zu tun, als sich um unser kleines Problem zu kümmern. Wir erklären ihnen das und verabschieden uns. Als Zeichen des Respekts und der Dankbarkeit für ihr Verständnis bekommen wir einen festen Händedruck und ein freundliches Lächeln zurück. Es ist ein Moment, der uns daran erinnert, dass Menschlichkeit und Solidarität auch in schwierigen Zeiten existieren.
Danach rufen wir Shafi an, unseren Kontakt vor Ort, und er storniert unseren Flug. Es ist eine Erleichterung, diese Entscheidung getroffen zu haben, auch wenn sie bedeutet, dass wir unseren Zeitplan komplett umwerfen müssen. Wir suchen uns ein Hotel und bekommen tatsächlich das letzte freie Zimmer. Es ist klein und einfach, aber in diesem Moment fühlt es sich an wie ein Luxusresort.
Der Tag endet mit gemischten Gefühlen: Erschöpfung, Erleichterung, aber auch eine tiefe Demut angesichts der Kraft der Natur und der Herausforderungen, die sie uns stellt. Wir sind dankbar, sicher zu sein, und gleichzeitig traurig über die Tragödien, die sich hier abspielen. Doch wir wissen auch, dass wir alles richtig gemacht haben – manchmal bedeutet Fortschritt, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind.
Diese Nacht in Sonamarg wird uns in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der ungeplanten Umstände, sondern auch wegen der Menschlichkeit, die wir inmitten des Chaos erlebt haben. Es ist eine Erinnerung daran, dass die besten Entscheidungen oft diejenigen sind, die uns Demut und Respekt lehren.
Das kleine Dorf Sonarmag.
In den Nachrichten kommen die Meldungen betreffend der Erdrutsche.
In unserem Hotel mangelt es an allem, auch an Toilettenpapier. Wir beschaffen es hier.
Szene aus dem Dorf, Der Lautsprecher ist mit der Moschee verbunden. Der Junge hat ein oder zwei lebindige hühner an der Hand ...
Unser Hotel, eine Absteige. Aber besser ein Bett als keines ...
Die Polizeistation.
Die Moschee, direkt hinter unserem Hotel.
Am nächsten Morgen stehen wir um 5 Uhr auf und machen uns auf den Weg zur Straße, um ein Taxi zu finden. Der erste Fahrer verlangt 1.200 Rupien für die 12 Kilometer – ein Preis, der uns schlucken lässt. Doch dann kommt der Restaurantinhaber, der gerade aufgestanden ist und unser Gespräch mit angehört hat, zu uns. Er führt uns zu einem Sammeltaxi, das für nur 20 Rupien pro Person fährt. Der Haken? Es sind 14 Personen in diesem kleinen Suzuki-Jeep! Auf den vorderen beiden Sitzen sitzen fünf Leute, und ich kann nicht einmal erkennen, wer von ihnen eigentlich fährt. Doch in dieser Situation zählt jeder Rupie, und so quetschen wir uns hinein, bereit für das nächste Abenteuer.
Wir fahren los, und nach kurzer Zeit steigen wir vor dem zweiten Erdrutsch aus. Dieser scheint noch massiver zu sein als der erste, aber dafür müssen wir nicht mehr ganz so hoch auf den Berg klettern, um ihn zu überqueren. Die Einheimischen haben eine kleine Notbrücke aus Balken errichtet, die über den reißenden Bach führt. Doch als ich davor stehe, muss ich gestehen, dass ich beinahe aufgegeben hätte. Die Balken sind nass, mit Lehm bedeckt und rutschig, und mit meinem fast 20 Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken scheint es mir unmöglich, diese Passage zu meistern.
Ich stehe auf den Balken, das Wasser tost unter mir, und für einen Moment fühle ich mich wie gelähmt. Doch dann streckt mir jemand von der anderen Seite die Hand entgegen. Es ist ein Einheimischer, dessen Gesicht ich nicht einmal richtig sehe, aber sein fester Griff gibt mir sofort das Gefühl von Sicherheit. Es ist der beste Händedruck, den ich je erhalten habe – ein Moment der Verbundenheit und des Vertrauens, der mir die Kraft gibt, den nächsten Schritt zu wagen.
Mit seiner Hilfe schaffe ich es über die Brücke, und auch die anderen folgen. Es ist ein Moment, der uns alle zusammenschweißt – die Einheimischen, die uns helfen, und wir, die wir dankbar sind für ihre Unterstützung. Diese kleine Notbrücke wird für mich zu einem Symbol für die Kraft der Gemeinschaft und die Menschlichkeit, die selbst in den schwierigsten Situationen überlebt.
Als wir schließlich auf der anderen Seite stehen, blicken wir zurück und realisieren, was wir gerade geschafft haben. Es ist nicht nur eine physische Herausforderung, die wir gemeistert haben, sondern auch eine mentale. Und wieder einmal zeigt uns diese Reise, dass die größten Hindernisse oft die stärksten Verbindungen schaffen – und dass manchmal ein einziger Händedruck alles verändern kann.
Unglaubliche Erdmassen sind vom Hang herunter gerutscht.
Bei allen Erdrutschen hatte es einen Bach mit relativ viel Wasser, welcher überquert werden musste.
Die provisorische Brücke, die es zu überqueren galt.
Es sieht ja einfach aus, Aber dieses nasse und lehmige Gelände kann man beinahe nicht begehen.
Schlieferrigen Balken ...
Nathalie ist dran. Sie steht vor der schmalen, provisorischen Brücke aus schliefrigen Balken, die über den reißenden Bach führen. Auf den ersten Blick mag es harmlos aussehen, vielleicht sogar wie eine kleine Mutprobe, die man mit einem Lachen meistert. Doch die Realität ist anders. Die Balken sind nass, von Lehm glitschig und unberechenbar. Jeder Schritt erfordert volle Konzentration, und das Gewicht des Rucksacks auf ihrem Rücken macht die Sache nicht einfacher.
Ich sehe ihr an, wie sie zögert, wie ihr Blick zwischen den Balken und dem tosenden Wasser unter ihr hin und her wandert. Es ist ein Moment der Unsicherheit, den ich gut kenne – ich selbst habe ihn gerade erst durchlebt. Doch dann atmet sie tief durch, richtet sich auf und setzt den ersten Schritt. Ihre Bewegungen sind vorsichtig, aber entschlossen. Jeder Schritt ist ein kleines Abenteuer, jeder Atemzug ein Akt des Mutes.
Plötzlich rutscht einer der Balken leicht unter ihrem Gewicht, und mein Herz setzt für einen Moment aus. Doch Nathalie findet ihr Gleichgewicht wieder, ihre Hände greifen nach unsichtbarem Halt, und sie macht weiter. Es ist ein Moment, der mir zeigt, wie stark sie ist – nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Als sie schließlich die andere Seite erreicht, ist die Erleichterung in ihrem Gesicht deutlich zu sehen. Sie lächelt, und in diesem Lächeln steckt alles: der Stolz, es geschafft zu haben, die Erschöpfung nach der Anstrengung und die Freude, diesen Moment gemeinsam zu erleben.
Diese Brücke, diese schliefrigen Balken – sie sind mehr als nur ein Hindernis. Sie sind eine Metapher für die Herausforderungen, die wir auf dieser Reise meistern müssen. Und Nathalie hat gezeigt, dass man selbst in den schwierigsten Momenten weitergehen kann – Schritt für Schritt, mit Mut und Entschlossenheit.
Es ist nicht so harmlos, wie es auf dem Foto scheint. Aber es ist auch eine Erinnerung daran, dass wir stärker sind, als wir denken – und dass wir gemeinsam alles schaffen können.
Wir haben es geschafft und laufen weiter. Es sind noch ungefähr 8 bis 10 Kilometer bis zum dritten und letzten Erdrutsch. Ein Fahrzeug können wir hier nicht nehmen, also geht es zu Fuß weiter. Doch im Vergleich zu den vorherigen Hindernissen scheint dieser Erdrutsch etwas einfacher zu sein – wir müssen nicht mehr den Berg hinaufklettern, sondern können ihn ganz unten überqueren. Trotzdem ist es kein Spaziergang. Der Boden ist rutschig, das Geröll instabil, und jeder Schritt erfordert Aufmerksamkeit. Doch die Stimmung ist anders als zuvor. Hier hilft jeder jedem, reicht die Hand, gibt Tipps und ermutigende Worte. Es ist, als ob die Gemeinschaft uns alle trägt – und so schaffen auch wir es, dieses letzte Hindernis zu überwinden.
Nach dem Erdrutsch geht es noch etwa 7 Kilometer bis zur Absperrung, die wir zu Fuß zurücklegen müssen. Unterwegs überholt uns eine Militärkolonne, und wir kommen mit den Soldaten ins Gespräch. Ihre Hilfsbereitschaft ist überwältigend. Ohne zu zögern, übernehmen sie das Gepäck der Leute und tragen es bis zum nächsten Dorf. Es ist ein beeindruckendes Bild: diese Männer, die selbst unter schwierigsten Bedingungen arbeiten, nehmen sich die Zeit, uns zu helfen.
Ein Leutnant organisiert uns ein Fahrzeug, das uns zum Flugplatz in Srinagar bringt. Und dann, als ob das noch nicht genug wäre, fragt uns ein Major, ob wir schon gefrühstückt hätten. Die Fürsorge und Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird, ist fast schon peinlich. Die Inder sind so besorgt um unser Wohlergehen, dass wir uns fast schuldig fühlen, so viel Aufmerksamkeit zu erhalten.
Wir lehnen das Frühstück höflich ab, mit der Begründung, wir hätten bereits etwas gegessen. Doch die Einladung zum Tee können wir nicht ablehnen. Es ist ein Moment der Ruhe, der Gemeinschaft und der Dankbarkeit. Wir sitzen zusammen, trinken Tee und spüren die Wärme, die uns umgibt – nicht nur von der Tasse in unseren Händen, sondern auch von den Menschen um uns herum.
Diese letzten Kilometer, die Begegnungen mit den Soldaten und die überwältigende Hilfsbereitschaft bleiben uns in Erinnerung. Sie zeigen uns, dass selbst in den schwierigsten Situationen Menschlichkeit und Solidarität existieren. Und sie erinnern uns daran, dass wir niemals allein sind – selbst in den abgelegensten Ecken der Welt gibt es Menschen, die uns helfen, uns unterstützen und uns zeigen, dass wir willkommen sind.
Diese Reise war mehr als nur eine physische Herausforderung. Sie war eine Lektion in Demut, Dankbarkeit und der Kraft der Gemeinschaft. Und sie hat uns gezeigt, dass die schönsten Momente oft diejenigen sind, die wir nicht geplant haben – und die uns am meisten berühren.
Wir bedanken uns für die grossartige Hilfe ...
Wir sitzen zusammen mit den Hauptleuten der Soldaten, die Tassen mit dampfendem Tee in den Händen, und spüren die Wärme, die von dieser einfachen Geste ausgeht. Es ist ein Moment der Ruhe, der Gemeinschaft und der Dankbarkeit. Wir bedanken uns herzlich für ihre großartige Hilfe – für die Soldaten, die unser Gepäck getragen haben, für den Leutnant, der uns ein Fahrzeug organisiert hat, und für den Major, der uns zu diesem Tee eingeladen hat. Ihre Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft haben uns tief beeindruckt.
In ihren Gesichtern sehen wir Stolz und Bescheidenheit zugleich. Sie tun das, was für sie selbstverständlich ist: helfen, unterstützen, füreinander da sein. Doch für uns ist es mehr als das. Es ist eine Erinnerung daran, dass Menschlichkeit und Solidarität selbst in den schwierigsten Situationen existieren – und dass wir, egal wo wir sind, immer auf die Unterstützung anderer zählen können.
Als wir unsere Tassen abstellen und uns verabschieden, spüren wir, wie sehr diese Begegnung uns geprägt hat. Es sind nicht nur die Kilometer, die wir zurückgelegt haben, oder die Hindernisse, die wir überwunden haben, die diese Reise unvergesslich machen. Es sind die Menschen, die wir getroffen haben, die uns gezeigt haben, was wahre Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft bedeuten.
Mit einem letzten Händedruck und einem herzlichen Lächeln verabschieden wir uns. Die Soldaten kehren zu ihren Aufgaben zurück, und wir machen uns auf den Weg zum Flugplatz. Doch die Erinnerung an diesen Tee, an ihre Großzügigkeit und an die gemeinsamen Momente bleibt. Sie ist ein Schatz, den wir mitnehmen – nicht nur auf dieser Reise, sondern für unser ganzes Leben.
Manchmal sind es die kleinen Gesten, die die größte Wirkung haben. Und manchmal sind es die ungeplanten Begegnungen, die uns zeigen, wie schön und verbunden diese Welt sein kann.
Ende gut, alles gut ... Wir sitzen im Fahrzeug, das uns zum Flughafen bringt, und denken, die größten Abenteuer liegen hinter uns. Doch die Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende. Plötzlich bittet uns ein muskulöser Inder, ihn, seine Schwester und einen Bekannten mitzunehmen. Er erklärt, dass es im Dorf keine Fahrzeuge gibt. Natürlich nehmen wir sie mit – schließlich haben wir selbst erfahren, wie wichtig Hilfe in solchen Situationen ist. Seine Schwester hat denselben beschwerlichen Weg wie wir hinter sich gebracht. Ihr Bruder, der Judo-Champion von Indien, erzählt uns, dass er vor zwei Wochen noch in der Schweiz in den Ferien war. Wir kommen ins Gespräch, und er lässt uns sogar sein neuestes Samsung benutzen, um Shafi anzurufen und den Flug für den späten Nachmittag zu buchen. Zum Glück klappt alles – schließlich darf man ohne Flugticket nicht einmal das Gelände des Flughafens betreten.
Doch die Fahrt zum Flughafen wird selbst zum Abenteuer. Der Fahrer rast in irrer Geschwindigkeit über die Straßen. Menschen, Hunde, Hühner, Kühe, Schafe und alles, was sich bewegt, werden ohne Geschwindigkeitsreduzierung weggehupt. Es ist der erste Tag nach dem Ramadan, ein großes Fest für die Muslime, und die Straßen sind voller Leben. Wir fahren hupend an einer Moschee in Srinagar vorbei, vor der Bettler im Großaufgebot sitzen. Hinter der Moschee türmt sich ein Abfallhaufen, auf dem Hunde und Kühe nach etwas Essbarem suchen. Es ist ein Bild, das die Gegensätze Indiens aufzeigt – die Frömmigkeit und das Fest auf der einen Seite, die Armut und der Kampf ums Überleben auf der anderen.
In der Stadt setzen wir die beiden Männer und die Frau ab. Wie es in Indien üblich ist, bezahlt jeder für seine Fahrt. Der Judo-Champion wirft mir mit schnellen Worten zu, ob ich die Bezahlung regeln könnte – „Tschüss und Tschau“, Tür zu, und weg ist er. Auch seine Schwester verschwindet schnell in der Menge. Und plötzlich sind wir wieder mittendrin im chaotischen, lebendigen Indien, das uns so vertraut und doch immer wieder überraschend ist. Die Strapazen und der Zusammenhalt der letzten Tage scheinen weit zurückzuliegen.
Völlig verdreckt und erschöpft erreichen wir schließlich den Flughafen. Doch auch hier gibt es keine Ruhe. Wir kämpfen um unseren Platz in der Schlange und erfahren, dass wir erst in zwei Stunden einchecken können. Also setzen wir uns in ein Café und versuchen, unsere E-Mails über einen ungeschützten Hotspot abzurufen, den jemand mit seinem Telefon eingerichtet hat. Um zwei Uhr kommt ein Angestellter der Fluggesellschaft GoAir zu uns und teilt uns mit, dass wir unser Gepäck abgeben und die Boardingkarten holen können – es seien noch keine Leute am Schalter. Auch das ist Indien: freundlich, chaotisch und immer für eine Überraschung gut.
Am Ende sitzen wir im Flugzeug, müde, aber zufrieden. Diese Reise hat uns gezeigt, wie viel wir schaffen können, wenn wir zusammenhalten – und wie viel Schönheit und Menschlichkeit selbst in den schwierigsten Momenten zu finden sind. Indien hat uns wieder – mit all seinen Gegensätzen, seiner Herzlichkeit und seinem unvergleichlichen Charme. Und wir wissen: Diese Erlebnisse werden uns noch lange begleiten.
Fahrt durch Srinagar, vorbei an den vielen Menschen, welche das Ende des Ramadan feiern.
Die Straße von Leh nach Srinagar wurde tatsächlich erst vier Tage später wieder für den Verkehr freigegeben. Hätten wir gewartet, wäre unser Flugzeug von New Delhi nach Zürich ohne uns abgehoben. Doch wer weiß im Voraus schon, ob eine Entscheidung gut oder schlecht ist? Dieses Mal hatten wir Glück – es war die richtige Wahl, loszuziehen und uns auf eigene Faust durchzuschlagen. Dort, wo die Autokolonne angehalten wurde, gab es nichts: keine Hotels, keine Toiletten, nicht einmal eine bescheidene Möglichkeit, sich zu erleichtern. Wie es für die anderen weiterging, wissen wir nicht. Vielleicht sind sie zurück nach Leh gefahren, vielleicht haben sie gewartet. Doch für uns war klar: Wir mussten weiter.
Der Flug nach New Delhi verlief ruhig, und ein Fahrer von Shafi holte uns am Flughafen ab und brachte uns ins Hotel. Der Sonntag war ganz der Erholung und der Gastfreundschaft gewidmet – wir waren bei Shafi zu Gast, der uns nicht nur während der Reise, sondern auch in schwierigen Momenten unterstützt hatte. Am Montag ging es dann weiter: Wir flogen nach Frankfurt, um noch etwa zehn Tage in der Schweiz und im Elsass zu verbringen, bevor es zurück nach Manila ging.
Unser Fazit dieser Reise durch den Norden Indiens haben wir bereits am Anfang dieser Seite zusammengefasst: Incredible India! Dieses Land ist ein einziges Abenteuer, voller Kontraste, Herausforderungen und unvergesslicher Momente. Es hat uns gelehrt, dass die schwierigsten Wege oft die lohnendsten sind – und dass manchmal die besten Entscheidungen diejenigen sind, die man aus dem Bauch heraus trifft.
Diese Reise war mehr als nur eine Tour durch atemberaubende Landschaften und faszinierende Kulturen. Sie war eine Reise zu uns selbst – eine Erinnerung daran, dass wir stärker sind, als wir denken, und dass die Welt voller Menschen ist, die bereit sind, uns zu helfen, selbst in den unwirtlichsten Momenten.
Und so kehren wir zurück mit vollen Herzen, vollen Kameras und einer Geschichte, die wir noch oft erzählen werden. Incredible India – du hast uns wieder einmal gezeigt, wie großartig, chaotisch und unvergesslich das Leben sein kann.