2014.09 - Marokko
 
 

2014.09 - Unsere Marokko-Reise: Ein Abenteuer voller Farben, Berge und Wüsten


Zusammenfassung: Wir sind zurück von unserem spontanen Roadtrip durch Marokko - und was für ein Abenteuer war das! Drei Wochen voller atemberaubender Landschaften, freundlicher Begegnungen und unvergesslicher Momente liegen hinter uns. Hier ist unsere Route, die uns durch die schönsten Ecken des Königreichs führte:


  • Chefchauen: Unsere erste Etappe brachte uns in das blaue Juwel Marokkos. Diese kleine, malerische Stadt in den Bergen war der perfekte Startpunkt für unser Abenteuer. Die engen Gassen, die in allen Schattierungen von Blau erstrahlten, ließen uns sofort in die marokkanische Atmosphäre eintauchen. Und ja, die 150 km von Ceuta aus waren ein Kinderspiel - zumindest für uns Abenteurer!
  • Fès: Von Chefchauen ging es weiter in die historische Stadt Fes. Hier verloren wir uns im Labyrinth der Gassen, tauchten ein in die Gerüche der Gewürzmärkte und bestaunten die beeindruckende Architektur der Medersa Bou Inania. Wer hier nicht den Überblick verliert, hat etwas falsch gemacht - oder einen sehr guten Guide!
  • Atlasgebirge: Dann hieß es: Bergluft schnuppern! Unsere Route führte uns durch das majestätische Atlasgebirge, vorbei an malerischen Orten wie Assoul, Midelt, Er-Rich, Amellago und Tineghir. Die Todra-Schlucht mit ihren steilen Felswänden ließ uns staunen, und die Dadès-Schlucht zeigte uns, warum Marokko ein Paradies für Naturliebhaber ist.
  • Merzouga: Der Höhepunkt unserer Reise war zweifellos die "schönste Wüste der Welt" - die Sahara bei Merzouga. Hier fühlten wir uns wie echte Nomaden, als wir die goldenen Dünen erkundeten und unter dem Sternenhimmel übernachteten. Tamtattouche, ein kleiner Ort auf dem Weg dorthin, bleibt uns als charmante Zwischenstation in Erinnerung.
  • Ait Benhaddou: Nach der Wüste ging es weiter zu diesem UNESCO-Weltkulturerbe, das schon als Kulisse für unzählige Filme diente. Wir fühlten uns wie Hollywood-Stars - oder zumindest wie Statisten in einem großen Abenteuerfilm. Die Lehmarchitektur und die atemberaubende Landschaft machten diesen Ort zu einem echten Highlight.
  • Marrakesch: Über den spektakulären Tizi n’Tichka-Pass (stolze 2.260 Meter!) erreichten wir die rote Stadt Marrakesch. Hier erlebten wir einen Mix aus Tradition und Moderne - und ja, wir haben uns auf dem Souk im Feilschen geübt. Wer weiß, vielleicht haben wir sogar ein Schnäppchen gemacht!
  • Agadir: Nach all den Abenteuern freuten wir uns darauf, unsere Freunde Chrigel, Katja und die kleinen Entdecker Luana und Levin in Agadir zu treffen. Die entspannte Atmosphäre am Atlantik war genau das Richtige, um die Beine hochzulegen und die Geschichten unserer Reise auszutauschen.
  • Essaouira: Bevor es zurück nach Ceuta ging, machten wir Halt in dieser charmanten Hafenstadt. Hier genossen wir noch einmal die frische Meeresbrise, spazierten entlang der Festungsmauern und ließen uns von den Klängen der Gnaoua-Musik verzaubern.


Unsere Reise durch Marokko war ein wahres Fest für die Sinne - voller Farben, Gerüche und Geschichten, die wir noch lange in Erinnerung behalten werden. Von den blauen Gassen Chefchauens über die goldenen Dünen der Sahara bis hin zum Trubel Marrakeschs hat uns dieses Land verzaubert. Und ja, vielleicht haben wir sogar ein paar freundliche Kamele getroffen, die uns auf unserer Reise begleitet haben.





2014.09 - Chefchauen

Direkt von Ceuta aus ging es für uns nach Chefchauen. Die marokkanischen Zollformalitäten waren erstaunlich unkompliziert und schnell erledigt - fast so, als hätten sie uns schon erwartet. Da wir Ceuta in der Vergangenheit bereits mehrfach erkundet hatten, zog es uns gleich weiter in die berühmte "Blaue Perle" des Rif-Gebirges. Chefchauen ist zweifellos eine wunderschöne Stadt, aber ihre engen, verwinkelten Gassen machen das Fotografieren zu einer echten Herausforderung. Ganz anders als auf den pazifischen Inseln oder den Philippinen sind die Menschen hier eher zurückhaltend, wenn es darum geht, vor der Linse zu posieren. Und das respektieren wir natürlich - auch wenn das bedeutet, dass ihr euch in Zukunft häufiger mit Fotos meiner Frau zufriedengeben müsst.

Die Basare in Chefchauen sind ein wahres Vergnügen. Hier herrscht eine entspannte Atmosphäre, und von aufdringlichen Verkäufern keine Spur. Stattdessen können wir in Ruhe stöbern und die farbenfrohen Angebote genießen. Den Abend lassen wir bei einem köstlichen marokkanischen Gericht ausklingen: einer Tajine mit Huhn, Backpflaumen und Gemüse, langsam in einem traditionellen Lehmkochtopf gegart. Das Essen ist nicht nur hervorragend, sondern auch erstaunlich günstig. Überhaupt ist das Leben hier sehr erschwinglich - bis auf die Hotelpreise. Für ein komfortables Zweibettzimmer mit einem Frühstück, das keine Wünsche offenlässt, zahlt man jedoch schnell 40 Euro oder mehr. Aber, dafür schläft man ja auch wie ein Sultan!

Am nächsten Tag brechen wir nach Fès auf, etwa 250 Kilometer von Chefchauen entfernt. Es gibt zwei Routen dorthin, und die Meinungen, welche die interessantere ist, gehen auseinander. Wir entscheiden uns für die kürzere Strecke - und bereuen es keine Sekunde. Die Fahrt führt uns durch ausgedehnte landwirtschaftliche Gebiete des Rif-Gebirges. Die Landschaft ist beeindruckend, auch wenn die Felder aufgrund der Trockenheit hellbraun und staubig wirken. Es scheint, als hätten wir das Ende der Trockenperiode erwischt. Doch selbst in dieser Form hat die Natur ihren ganz eigenen Charme - und wir genießen jede Minute dieser malerischen Fahrt.


Mit der Schnellfähre wechseln wir von Europa nach Nord-Afrika. Hinter uns liegt Gibraltar.
Nach nicht mal ganz einer Stunde haben wir den Kontinent gewechselt und sind in Ceuta.
Chefchauen, keine spanische "Schlumpfstadt", sondern seit Ewigkeit in Blau gehalten ...
Unsere erste Begegnung in Chefchauen. Die alte Frau wollte uns Wasser geben, sie hat von Nathalie eine Orange erhalten.
Der Markt in Chefchauen findet jeden Tag in den engen Gassen statt.
Chefchauen ist sehr schwierig zu fotografieren. Die Gassen sind einfach zu eng ....
Chefchauen von der Moschee aus gesehen.
Chefchauen liegt in den Bergen, etwas 140 km von Ceuta entfernt.
Die grosse Moschee von Chefchauen.
Zusammenkunft der Frauen ...




2014.09 - Fès

Fès entdecken: Vom Luxus vergangener Zeiten zur Schönheit des Verfalls

Unser Zuhause auf Zeit in Fès ist das kleine, aber feine Hotel Riad Boujloud. Zugegeben, es ist etwas teurer als andere Unterkünfte, aber das hat seinen Grund: Es gibt nur drei Zimmer, und einer der Besitzer - ein hier lebender Franzose - führt uns täglich zu versteckten Schätzen der Stadt, die man sonst wohl kaum entdecken würde. Das Hotel selbst ist ein Traum: Mit seinen kunstvollen Verzierungen und dem maurischen Flair fühlen wir uns fast wie in der Alhambra. So charmant und einzigartig ist dieser Ort, dass wir kurzerhand drei Nächte bleiben - und es keine Sekunde bereuen.


Der Glaoui-Palast: Ein vergessenes Märchen aus Tausendundeiner Nacht

Fès ist eine Stadt der Geschichten, und eine davon erzählt der Palast "Glaoui". Einst residierte hier der Gouverneur von Fès, und der Reichtum, der damals in diesen Mauern steckte, muss gewaltig gewesen sein. Heute wird der Palast von den Nachkommen der ehemaligen Diener bewohnt. Gegen ein bescheidenes Eintrittsgeld kann man das Anwesen besichtigen und sich auf eine kleine Zeitreise begeben. Doch der einstige Luxus und Prunk, der einst dazu diente, Macht und Reichtum zur Schau zu stellen, verfällt langsam aber sicher. Unser Segelfreund Chris hat einmal gesagt: "Nichts ist für die Ewigkeit gebaut." Zwar meinte er damals eher Schiffsbauteile, aber hier in Fès wird diese Weisheit auf ganz eigene Weise bestätigt. Der Palast Glaoui ist ein stiller Zeuge vergangener Pracht - und ein Beweis dafür, dass selbst die grandiosesten Bauwerke irgendwann der Zeit zum Opfer fallen.

Die Glaoui-Familie, die einst über den Süden Marokkos herrschte, hat hier ein architektonisches Meisterwerk hinterlassen. Das Areal des Palastes umfasst stolze 13.000 Quadratmeter und beherbergt 17 Häuser mit über 1.000 Zimmern, 4.000 Türen und Fenstern, zwei große Gärten, einen Friedhof, maurische Bäder, eine riesige Backstube und natürlich eine Garage. Jedes Zimmer ist ein Unikat - ein Zeugnis der kunstvollen Handwerkskunst und des extravaganten Geschmacks seiner Bewohner.

Doch nach dem Tod des fürstlichen Inhabers konnten sich die 20 Erben nicht auf die Zukunft des Palastes einigen. Und so verfällt dieses einst so stolze Anwesen langsam, aber unaufhaltsam. Die Gärten verwildern, die Mauern bröckeln, und der Glanz vergangener Tage verblasst. Die Stadt Fès bot vor einigen Jahren 400.000 Euro für den Palast, doch aus dem Deal wurde nichts. Schade, denn dieser Ort verdient es, wieder zum Leben erweckt zu werden - als Fenster in eine längst vergangene, aber faszinierende Zeit.

Ähnliche Eindrücke hatten wir schon in Mandawa und Fatehpur in Indien, wo ebenfalls prunkvolle Paläste langsam aber sicher von der Natur zurückerobert werden. Es ist faszinierend und ein wenig melancholisch zugleich, diese Orte zu besuchen - als würde man durch ein offenes Geschichtsbuch wandern, dessen Seiten langsam verblassen.

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Ein Spaziergang durch den Souk: Farben, Gerüche und traditionelles Handwerk

Unser nächster Stopp in Fès ist der berühmte Souk - ein Labyrinth aus engen Gassen, bunten Ständen und einem Gewirr von Gerüchen, das uns sofort in seinen Bann zieht. Hier pulsiert das Leben, und jeder Schritt offenbart neue Eindrücke. Unser Ziel ist eine der traditionellen Färbereien und Gerbereien, von denen es in Fès mehrere gibt. Diese Handwerksbetriebe sind nicht nur ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte, sondern auch ein faszinierendes Schauspiel für die Sinne.

Schon von Weitem erkennen wir die großen, mit bunter Flüssigkeit gefüllten Bottiche, die wie ein riesiges Farbpalett in der Sonne glänzen. In mühsamer Handarbeit werden hier Tierhäute gegerbt und in leuchtende Farben getaucht - ein Prozess, der seit Jahrhunderten nahezu unverändert geblieben ist. Die Arbeiter stehen bis zu den Knien in den Farbbottichen und bearbeiten die Häute mit einer Mischung aus Präzision und Kraft, die nur jahrelange Erfahrung hervorbringen kann. Die Farben sind so intensiv, dass sie fast unwirklich wirken: Sattes Rot, tiefes Blau, leuchtendes Gelb - ein Fest für die Augen, auch wenn der Geruch von Leder und Gerbstoffen etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Handarbeit und Geduld in jedem einzelnen Stück Leder steckt. Und während wir zuschauen, wird uns klar, warum Fès seit jeher für seine hochwertigen Lederwaren bekannt ist. Dieser Ort ist nicht nur eine Werkstatt, sondern ein lebendiges Museum traditionellen Handwerks - und ein Beweis dafür, dass einige Dinge die Zeit überdauern.

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Bab Boujloud: Das blaue Tor zur Medina von Fès

Das Bab Boujloud ("Bab" bedeutet "Tor") wurde 1913 restauriert und ist seitdem einer der Haupteingänge in die Medina von Fès. Es ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein Symbol für den Übergang zwischen der modernen Welt und dem historischen Herz der Stadt. Die leuchtenden Mosaike und kunstvollen Verzierungen machen es zu einem beliebten Fotomotiv und einem eindrucksvollen ersten Eindruck der Medina. 

Ein Besuch hier ist wie das Aufschlagen eines Buches - jede Gasse, jedes Gebäude und jeder Blick erzählt eine neue Geschichte. Rund um das Tor drängen sich junge und ältere Männer, die sich als Stadtführer anbieten. Ihr Angebot ist verlockend, doch wir entscheiden uns, die Medina auf eigene Faust zu erkunden. 

Die engen Gassen sind ein Labyrinth aus Gerüchen, Farben und Geräuschen. Die Auslagen der Geschäfte quellen über vor Waren - handgefertigte Lederwaren, kunstvolle Keramik und duftende Gewürze füllen jeden verfügbaren Zentimeter. Doch nach einer Weile lässt die anfängliche Faszination für die oft ähnlichen Artikel nach. 

Zum Glück gibt es in der Medina noch so viel mehr zu entdecken: verfallene Paläste, die Geschichten vergangener Zeiten erzählen, die berühmten Gerbereien, in denen Leder in leuchtenden Farben gefärbt wird, und natürlich die hervorragenden Restaurants, die uns mit marokkanischen Köstlichkeiten verwöhnen.



Der Mokri-Palast: Luxus, Liebe und ein Hauch von Verfall

Unser nächster Stopp in Fès ist der Mokri-Palast - oder besser gesagt, das, was davon übrig ist. Dieses verfallene Juwel war einst der Frauenteil des Palastes, und schon beim Betreten kann man erahnen, in welchem Luxus die Oberschicht damals lebte. Die prachtvollen Säulen, die kunstvollen Verzierungen und die weitläufigen Räume zeugen von einer Zeit, in der Reichtum und Macht keine Grenzen zu kennen schienen.

Interessanterweise lebten hier nur die drei Frauen des Herrschers - allerdings in Begleitung von jeweils etwa zehn Konkubinen. Man könnte fast meinen, der Palast sei ein Ort der Harmonie gewesen, aber wir können uns gut vorstellen, dass das Zusammenleben so vieler Frauen unter einem Dach nicht immer einfach war. Doch wie heißt es so schön? "Arbeit macht Spaß, auch wenn’s viel ist" - und offenbar galt das damals auch für die herrschende Klasse.
😉

Heute ist der Palast ein Ort der Stille und des Verfalls. Die einst prunkvollen Räume sind gezeichnet von der Zeit, und die Wände erzählen Geschichten von vergangenem Glanz. Es ist faszinierend und ein wenig melancholisch zugleich, durch diese Hallen zu spazieren und sich vorzustellen, wie das Leben hier einst pulsierte. Der Mokri-Palast mag verfallen sein, aber er bleibt ein beeindruckendes Zeugnis einer längst vergangenen Ära - und ein Beweis dafür, dass selbst der größte Luxus irgendwann der Zeit weichen muss.

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2014.09 - Abenteuer im Atlas-Gebirge: Von Fès in die Sahara

Nach unserem Aufenthalt in Fès brechen wir in den Süden Marokkos auf, Richtung Sahara. Die Strecke führt uns rund 350 Kilometer durch das beeindruckende Atlas-Gebirge. Besonders die letzten 130 Kilometer von Er-Rich nach Tamtattouchte sind ein echtes Abenteuer. Diese Straße liegt abseits der üblichen Touristenpfade und ist nur bei trockenem Wetter befahrbar. Tatsächlich war sie vor unserer Fahrt 36 Stunden lang gesperrt - ein Hinweis darauf, wie anspruchsvoll diese Route sein kann. Doch die Mühe lohnt sich: Die Fahrt durch die Hochebene des Atlas-Gebirges ist einfach phänomenal. Die Weite der Landschaft, die schroffen Berge und die Einsamkeit der Region lassen uns staunen.

Ein kleiner Tipp für alle, die diese Strecke planen: Fahrt am Morgen! Nachmittags scheint die Sonne direkt ins Gesicht, was nicht nur unangenehm ist, sondern auch die Sicht auf die atemberaubende Landschaft trübt. Wir haben in Tamtattouchte im Hotel "Kasbah les amis" übernachtet - und waren die einzigen Gäste in dem großen Haus mit 20 Zimmern. Seit Monaten stehen die Hotels in der Region leer, besonders die abgelegenen. Selbst in Fès, das normalerweise ein beliebtes Reiseziel ist, haben wir nur wenige Touristen gesehen. Es fühlt sich fast so an, als hätten wir diese wunderschöne Landschaft ganz für uns allein.

Unser nächster Stopp ist Teneghir, eine Oasenstadt im Süden Marokkos mit etwa 40.000 Einwohnern. Die Stadt ist ein lebendiges Markt- und Verkehrszentrum für die umliegenden Dörfer und der perfekte Ausgangspunkt für einen Besuch der berühmten Todra-Schlucht. Von hier aus machen wir eine kleine Rundreise: Nach Teneghir, weiter nach Boumalne Dades und schließlich in die gleichnamige Dades-Schlucht. Die Landschaft ist atemberaubend - schroffe Felswände, grüne Oasen und immer wieder kleine Dörfer, die wie aus einer anderen Zeit wirken.

Am Ende kehren wir nach Tamtattouchte zurück und verbringen eine weitere Nacht im "Kasbah les amis". Rückblickend war das ein kleiner Fehler. Zwar war das Hotel in Ordnung, das Essen gut und der Service freundlich, aber die dreimalige Fahrt durch die schlecht ausgebaute Straße der Todra-Schlucht war doch etwas mühsam. In Marokko gibt es so viele Hotels, dass man sich diesen Umweg eigentlich sparen kann. Aber das gehört zum Abenteuer - und manchmal lernt man erst im Nachhinein, was man beim nächsten Mal besser machen kann.




2014.09 - Merzouga: Wo die Wüste den Himmel berührt

Unser nächstes Ziel ist die kleine Oase Merzouga, etwa 53 Kilometer südlich von Erfoud. Hier erstrecken sich die größten und höchsten Sanddünen Marokkos - die berühmten Dünen des Erg Chebbi. Es ist ein surrealer Anblick: endlose Wellen aus goldenem Sand, die sich bis zum Horizont erstrecken und im Licht der untergehenden Sonne zu glühen scheinen. Die Stille der Wüste ist fast überwältigend, und es fühlt sich an, als wären wir in einer anderen Welt gelandet. Merzouga ist nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl - ein Moment, in dem die Zeit stillzustehen scheint.

Unser treuer Begleiter: Der Ford Mondeo von 1998
An dieser Stelle muss ich unseren treuen Wegbegleiter erwähnen: unseren Ford Mondeo aus dem Jahr 1998. Für stolze 1.300 Euro haben wir ihn in Straßburg gekauft - und dank einer kleinen Beule in der hinteren Stoßstange sogar noch 200 Euro Rabatt bekommen. Beim Kauf hatte der Wagen knapp 94.000 Kilometer auf dem Tacho, und die einzige Investition, die wir tätigen mussten, war der Wechsel der beiden hinteren Reifen, die aufgrund ihres Alters etwas spröde geworden waren. Seitdem hat uns der Ford Mondeo auf unzähligen Abenteuern begleitet: durch Deutschland, Frankreich, Italien, die Schweiz, Spanien und jetzt durch Marokko. Und trotz aller Strapazen - von langen Autobahnfahrten bis hin zu abenteuerlichen Offroad-Passagen - läuft das Auto einwandfrei und ohne jegliche Pannen. Marokkos Straßennetz ist zwar gut ausgebaut, aber abseits der Hauptrouten kann es schon mal holprig werden. Wir haben Flüsse durchquert, bei denen das Wasser fast bis zur Tür stand, und uns durch staubige Pisten gekämpft. Doch unser Ford Mondeo hat alles mit Bravour gemeistert. Er ist nicht nur ein Auto, sondern ein echter Teil unserer Reise - und vielleicht der zuverlässigste Reisebegleiter, den wir uns hätten wünschen können.






2014.09 - Aït Benhaddou: Ein Märchen aus Lehm und Licht

Wir erreichen Aït Benhaddou am späten Nachmittag - der perfekte Zeitpunkt, um die Kamera auszupacken und ein paar Fotos zu schießen. Die tiefstehende Sonne taucht die Landschaft in ein warmes, goldenes Licht, das die Lehmbauten der Kasbah wie aus einem Märchenbuch erscheinen lässt. Schon von Weitem sehen wir die beeindruckende Silhouette der alten Häuser, die sich wie eine Festung aus dem Tal des Asif Mellah erheben. Es ist ein Anblick, der uns sofort in seinen Bann zieht.

Aït Benhaddou ist nicht nur ein UNESCO-Weltkulturerbe, sondern auch ein Ort, der Geschichte atmet. Die Kasbah, eine Ansammlung von Lehmbauten, die seit Jahrhunderten Wind und Wetter trotzen, wirkt wie eine Zeitkapsel. Jedes Gebäude, jede Mauer erzählt eine Geschichte - von Karawanen, die einst hier Halt machten, von Handwerkern, die diese architektonischen Meisterwerke schufen, und von den vielen Filmen, die hier gedreht wurden. Es ist, als ob man durch ein lebendiges Filmset spaziert, das gleichzeitig ein Fenster in die Vergangenheit ist.

Wir schlendern durch die engen Gassen, bestaunen die kunstvollen Details der Lehmarchitektur und genießen den Blick über das Tal. Die Stimmung ist magisch, und wir können uns gut vorstellen, warum dieser Ort schon so viele Reisende, Künstler und Filmemacher inspiriert hat. Aït Benhaddou ist nicht nur ein Ziel - es ist ein Erlebnis, das man in Bildern festhalten muss, aber vor allem im Herzen bewahrt.



PS: Ait Benhaddou ist einer der berühmtesten Drehorte der Welt und hat als Kulisse für zahlreiche Filme und Serien gedient. Hier ist eine Liste einiger bekannter Produktionen, die in diesem malerischen Ort gedreht wurden:

Filme:


  • Lawrence von Arabien (1962) - Der Klassiker mit Peter O’Toole nutzte Ait Benhaddou als Kulisse für einige Szenen. Die Lehmarchitektur passte perfekt zur Wüstenatmosphäre.
  • Gladiator (2000) - Ja, sogar Ridley Scott ließ sich von Ait Benhaddou inspirieren! Die Festung diente als Hintergrund für einige Szenen in diesem Oscar-prämierten Epos.
  • Game of Thrones (Serie, 2011-2019) - Ait Benhaddou war Drehort für die Stadt Yunkai, eine der Sklavenstädte in der Serie. Fans der Serie werden die Kulisse sofort wiedererkennen.
  • Der Mann, der König sein wollte (1975) - Dieser Abenteuerfilm mit Sean Connery und Michael Caine nutzte die Festung als exotische Kulisse.
  • Königreich der Himmel (2005) - Ridley Scott kehrte zurück und drehte hier erneut - diesmal für seinen historischen Epos über die Kreuzzüge.
  • Prince of Persia: Der Sand der Zeit (2010) - Die Festung diente als Kulisse für einige Szenen in diesem actionreichen Fantasy-Film.
  • The Mummy (1999) - Auch in diesem Abenteuerfilm mit Brendan Fraser ist Ait Benhaddou zu sehen - perfekt für die atmosphärische Wüstenstimmung.
  • Babel (2006) - Der mehrfach ausgezeichnete Film von Alejandro González Iñárritu nutzte die Festung als Teil der marokkanischen Handlung.
  • Son of God (2014) - Die biblische Erzählung nutzte Ait Benhaddou als Kulisse für einige Szenen.
  • The Last Temptation of Christ (1988) - Martin Scorsese drehte hier Teile seines kontroversen Films über das Leben Jesu.




2014.09 - Von Aït Benhaddou nach Marrakech: Eine Reise über die Dächer Marokkos

Nach einer Nacht in der Nähe von Aït Benhaddou brechen wir am nächsten Morgen nach Marrakech auf. Die Route führt uns durch eine der spektakulärsten Landschaften Marokkos: die Hohen Atlas-Berge. Unser Weg beginnt mit der Überquerung des Tizi-n-Tischka-Passes, der mit stolzen 2.260 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Pass Afrikas ist. Die Serpentinen schlängeln sich durch die Berge, und jeder Kurvenblick bietet ein neues, atemberaubendes Panorama.

Unterwegs passieren wir unzählige kleine Berber-Dörfer, die sich wie Schwalbennester an die steilen Berghänge schmiegen. Ihre Lehmhäuser fügen sich so perfekt in die Landschaft ein, dass sie manchmal kaum von den Felsen zu unterscheiden sind. Es ist, als ob die Natur und die Menschen hier im Einklang leben - eine Symbiose, die seit Jahrhunderten besteht. Die Dörfer wirken wie vergessene Schätze, die darauf warten, entdeckt zu werden, und jede Siedlung erzählt eine Geschichte von Einfachheit, Widerstandsfähigkeit und einer tiefen Verbundenheit mit der Erde.

Die Fahrt über den Tizi-n-Tischka-Pass ist nicht nur eine Reise durch die Berge, sondern auch eine Reise durch die Zeit. Hier spürt man die Kraft der Natur und die Ruhe der abgelegenen Orte. Und während wir langsam in Richtung Marrakech hinabfahren, wird uns klar, dass diese Strecke mehr ist als nur ein Weg - sie ist ein Abenteuer, das uns die Schönheit und Vielfalt Marokkos auf unvergessliche Weise vor Augen führt.

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2014.09 - Marrakech: Ein Fest für die Sinne

Wir erreichen Marrakech am späten Nachmittag und stellen unser Auto auf einem bewachten Parkplatz in der Nähe des berühmten Jemaa-El-Fna-Platzes ab. Für zwei Euro können wir das Auto 24 Stunden lang sicher abstellen - ein Schnäppchen in dieser lebhaften Stadt. Marrakech ist ein Ort, der niemals schläft, und das Herzstück des Trubels ist zweifellos der Jemaa-El-Fna-Platz. Hier pulsiert das Leben in allen Facetten: Der Platz ist ein riesiger Jahrmarkt, gefüllt mit Marktständen, duftenden Straßenrestaurants und einer bunten Mischung aus Tänzern, Gauklern und Schlangenbeschwörern. Jeder von ihnen hat ein Ziel: die Touristen um ein paar Dirham zu erleichtern. Doch trotz des lebhaften Treibens geht alles erstaunlich gesittet zu. Man muss schon ziemlich unvorsichtig sein, um hier sein Geld loszuwerden - oder einfach nur sehr großzügig.
😉

Während unserer gesamten Reise waren die Hotels meist leer, doch in Marrakech ist das anders. Hier tummeln sich viele Touristen, und die Preise für Unterkünfte sind entsprechend höher. Marrakech ist eben eine Stadt, die niemand verpassen will - und das spürt man.

Der Jardin Majorelle: Ein Park mit goldenen Fischen
Ein weiteres Highlight - oder besser gesagt, ein "Muss" für jeden Marrakech-Besucher - ist der Jardin Majorelle. Der Park wurde einst von Yves Saint Laurent übernommen, restauriert und der Stadt geschenkt. Heute ist er ein beliebtes Ziel für Touristen, die hier eine Oase der Ruhe erwarten.




2014.09 - Agadir

In Agadir treffen wir unsere Freunde, die ihre Marokko-Reise hier beginnen. Agadir ist ein beliebter Ausgangspunkt, vor allem weil die Stadt sehr günstig und einfach zu erreichen ist. Doch ehrlich gesagt: Agadir selbst hat nicht viel zu bieten. Die Stadt ist ein typischer Ferienort mit durchschnittlichen Hotels, einem breiten Sandstrand und einem Yachthafen, der entfernt an Puerto Banús bei Marbella erinnert. Doch im Vergleich zu anderen marokkanischen Städten fehlt es Agadir an Persönlichkeit und Charme. Unerer Meinung nach ist es ein Ort, der eher auf Massentourismus ausgerichtet ist als auf authentische Erlebnisse.

Unsere Freunde sind begeistert, endlich in Marokko angekommen zu sein, und wir freuen uns darauf, ihnen die wahre Schönheit des Landes zu zeigen. Denn eines ist sicher: Agadir mag ein guter Startpunkt sein, aber die wirklichen Schätze Marokkos liegen woanders. Und das Beste? Sie warten nur darauf, entdeckt zu werden.





2014.09 - Essaouira

Die charmante Hafenstadt Essaouira im Südwesten Marokkos hat uns sofort in ihren Bann gezogen. Hier pulsiert das echte marokkanische Leben - etwas, das uns in Agadir leider gefehlt hat. Die Medina, ein Labyrinth aus engen Gassen und bunten Läden, lädt zum Schlendern ein, während der lebhafte Hafen mit seinen Fischerbooten und kreischenden Möwen ein Bild voller Authentizität bietet. Zwei Tage lang tauchen wir in diese entspannte Atmosphäre ein, genießen den frischen Seewind und lassen uns von der Gelassenheit der Einheimischen anstecken.

Von Essaouira aus geht es dann weiter - mit einem Zwischenstopp in Casablanca - direkt nach Tanger, wo wir unsere letzte Nacht in Marokko verbringen. Zufällig fällt unser Besuch in die Zeit des islamischen Opferfestes, einem bedeutenden religiösen Ereignis. Zu diesem Anlass werden weltweit Millionen von Schafen geschlachtet, und auch in Marokko ist das Fest allgegenwärtig. Überall sieht man die "armen" Tiere: auf Pick-ups, in Transportern und sogar im Kofferraum von Autos, deren Deckel einen Spalt offenstehen, um den Schafen Luft zu gönnen. Sogar in unserem Hotel in Essaouira hatte ein Schaf vorübergehend Unterschlupf gefunden. Nun ja, dieses "Fest der Tiere" ist nicht ganz unser Ding, aber es ist dennoch faszinierend, diese Tradition aus nächster Nähe zu erleben. Am späten Abend erreichen wir schließlich Tanger, wo wir den Abschluss unserer Reise gebührend feiern.

Marokko - ein Land voller Kontraste und Abenteuer
Marokko ist zweifellos ein Reiseziel, das man mindestens einmal im Leben besucht haben sollte. Der Osten des Landes mit dem majestätischen Atlasgebirge und den goldenen Dünen von Merzouga ist einfach atemberaubend. Wer die Freiheit liebt, sollte unbedingt mit dem Auto unterwegs sein. Die Flexibilität, die ein eigenes Fahrzeug bietet, ist unschlagbar - spontane Umwege oder Planänderungen sind kein Problem. Und keine Sorge: Hotelbuchungen im Voraus sind nicht nötig. Wir haben unsere Unterkünfte immer kurzfristig online ausgesucht, kurz bevor wir in einem Ort ankamen, und hatten nie Schwierigkeiten. Überhaupt hatten wir oft das Gefühl, dass wir fast die einzigen Reisenden waren - ein echter Geheimtipp also!

Ein Allradantrieb ist übrigens nicht notwendig, auch wenn manche Straßen im Atlasgebirge etwas abenteuerlich sein können. Allerdings sollte man bei Regen vorsichtig sein: Wenn die Flüsse über die Straßen schwappen, ist Schluss mit lustig. In solchen Fällen lohnt es sich, bei der örtlichen Polizei oder im Hotel nachzufragen, ob die Wege passierbar sind. Aber keine Sorge - abseits der Bergregionen sind die Straßen und Autobahnen ausgezeichnet und machen das Fahren zum Vergnügen.

Marokko hat uns mit seiner Vielfalt, seinen freundlichen Menschen und seiner atemberaubenden Natur absolut begeistert. Es ist ein Land, das man nicht nur sieht, sondern fühlt - und das noch lange nach der Reise in Erinnerung bleibt.