2015.06 - Auf dem Weg vom Inle-See nach Bagan: Ein Abstecher zum Mount Popa
Unser Weg vom Inle-See nach Bagan führte uns zum Mount Popa, einem Ort, der nicht nur geografisch, sondern auch spirituell herausragt. Der Mount Popa ist ein erloschener Vulkan, der sich majestätisch aus der Myingyan-Ebene erhebt. Vor über 2.400 Jahren, bei einem gewaltigen Erdbeben, schob er sich etwa 1.000 Meter aus der Ebene empor und thront heute mit einer Höhe von 1.518 Metern über dem Meeresspiegel wie ein Wächter über die Landschaft.
Der Mount Popa ist nicht nur ein Naturphänomen, sondern auch ein wichtiger Pilgerort. Auf seinem Gipfel befindet sich ein Kloster, das über 777 Stufen erreicht werden kann. Diese Stufen sind nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch eine spirituelle Reise – wenn man es schafft, den zahlreichen neugierigen Affen auszuweichen, die hier als charmante, aber manchmal etwas aufdringliche Gastgeber fungieren.
Leider war das Wetter während unseres Besuchs nicht auf unserer Seite. Statt strahlendem Sonnenschein, der den Mount Popa normalerweise in goldenes Licht taucht, begleitete uns Regen. Doch selbst unter grauem Himmel und mit nassen Schuhen war die Atmosphäre dieses Ortes magisch. Die Aussicht von oben – wenn auch von Wolken verhüllt – hatte etwas Mystisches, und das Kloster selbst strahlte eine tiefe Ruhe aus, die selbst der Regen nicht trüben konnte.
Trotz des schlechten Wetters haben wir ein paar Fotos gemacht, die zwar „verregnet“ sind, aber dennoch die Schönheit und den Charakter des Mount Popa einfangen. Manchmal sind es gerade diese unperfekten Momente, die eine Reise besonders machen – und der Mount Popa hat uns gezeigt, dass auch Regen seinen Charme haben kann.
Wer also den Mount Popa besucht, sollte sich von ein paar Regentropfen nicht abschrecken lassen. Die 777 Stufen lohnen sich immer – ob bei Sonne, Regen oder im Nebel. Und wer weiß, vielleicht bringt euch ja ein Engel den Sonnenschein zurück!
Der Mount Popa mit dem Kloster, für kurze Zeit vom Nebel befreit.
Der Aufgang zum Mount Popa, Es gibt viele Pilger hier.
Der Dorfplatz ist sehr belebt und hat für uns eine sehr exotische Ambiance.
Belibte Transportart in Myanmar ...
Am Inle-See: Eine Bootsfahrt durch eine andere Welt
Am späten Nachmittag erreichten wir den Inle-See, ein Ort, der wie aus einer anderen Zeit und Welt zu stammen scheint. Für den nächsten Tag planten wir eine Bootsfahrt über den See, um dieses einzigartige Ökosystem und die Lebensweise der Menschen hier kennenzulernen.
Unser Abenteuer begann im kleinen Ort Nyaungshwe, wo wir an einem schmalen Kanal eines der typischen, langgestreckten Boote bestiegen. Diese Boote, die auch von den Einheimischen genutzt werden, sind schmal, wendig und perfekt für die Gewässer des Inle-Sees geeignet. Unser gemietetes Boot war etwa 50 Fuß lang – so lang wie unsere „NatHape“, aber deutlich schmaler. Angetrieben wurde es von einem 25-PS-Motor aus China, der dem Boot trotz seiner Länge eine erstaunliche Geschwindigkeit verlieh. Und Geschwindigkeit war nötig, denn die Strecke, die wir vor uns hatten, war lang und abwechslungsreich.
Zuerst ging es durch einen etwa 5 Kilometer langen Kanal, der von üppigem Grün gesäumt war. Dann öffnete sich der Blick auf den weitläufigen See, den wir komplett überquerten. Der Inle-See ist nicht nur ein Gewässer, sondern eine ganze Welt für sich: Die Häuser stehen auf Stelzen im Wasser, und das Gemüse wächst in schwimmenden Gärten, die wie grüne Inseln auf dem See treiben. Wer die Bewohner des Inle-Sees besuchen möchte, darf weder wasserscheu noch bootsuntauglich sein – zum Glück waren wir beides nicht! 😊
Die Bootsfahrt war ein Erlebnis für alle Sinne. Wir sahen Fischer, die mit einer einzigartigen Technik ruderten: Sie stehen auf einem Bein am Ende ihres schmalen Bootes und wickeln das andere Bein um das Ruder, um es zu steuern – eine Kunst, die jahrelange Übung erfordert. Wir passierten schwimmende Märkte, auf denen Gemüse, Obst und Handwerkswaren angeboten wurden, und sahen, wie das Leben hier im Einklang mit dem Wasser stattfindet.
Der Inle-See ist ein Ort, der einen nicht nur beeindruckt, sondern auch demütig macht. Hier haben die Menschen eine Lebensweise entwickelt, die sich perfekt an die Gegebenheiten der Natur anpasst – und das mit einer Gelassenheit und Freundlichkeit, die ansteckend ist.
Als wir am Ende des Tages zurückkehrten, waren wir müde, aber glücklich. Der Inle-See hatte uns gezeigt, dass es Orte gibt, an denen die Zeit langsamer vergeht und das Leben in Harmonie mit der Natur fließt. Es war ein Tag, den wir so schnell nicht vergessen werden.
Unser Kapitän fährt sehr selbstsicher und schnell über den See.
Die Kunst des Fischens am Inle-See: Ein Bein, ein Ruder und viel Geschick
Am Inle-See ist das Wasser nicht nur Lebensraum, sondern auch Bühne für eine einzigartige Kunst: das Einbein-Rudern. Die Fischer hier haben eine Technik perfektioniert, die sie weltberühmt gemacht hat – und die man einfach gesehen haben muss, um sie zu glauben.
Auf einem Bein stehend, schlingen sie das andere geschickt um das Ruder und bewegen es in einem gleichmäßigen, fast meditativen Rhythmus. Diese Haltung gibt ihnen die Freiheit, beide Hände zum Fischen zu nutzen – sei es für ihre traditionellen Bambusreusen oder Netze. Es ist ein Anblick, der gleichermaßen faszinierend und bewundernswert ist. Man fragt sich, wie viel Übung und Balancegefühl nötig sind, um diese Technik zu meistern.
Doch nicht nur die Fischer, auch die Boote selbst haben ihre Eigenheiten. Hinter den Booten wirbelt der Propeller das Wasser in die Luft, was bei hoher Geschwindigkeit fast wie ein kleiner Springbrunnen aussieht. Wenn sich zwei Schiffe kreuzen, wird der Antrieb tiefer ins Wasser gesenkt – eine kleine, aber wichtige Geste, um die Insassen vor einer ungewollten Dusche zu bewahren. Es sind diese kleinen Details, die zeigen, wie sehr das Leben hier auf dem Wasser auf Rücksichtnahme und Anpassung basiert.
Der Inle-See ist nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch der Geschicklichkeit und Tradition. Jeder Fischer, der mit seinem Ruder über das Wasser gleitet, erzählt eine Geschichte von jahrhundertealtem Wissen und einer tiefen Verbundenheit mit der Natur. Es ist ein Ort, der einen staunen lässt – und vielleicht auch ein bisschen neidisch auf die Balancekünste der Fischer.
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Der Balanceakt der Fischer: Ein Tanz auf dem Wasser
Als Fischer am Inle-See braucht man nicht nur Geduld und Geschick, sondern vor allem eines: Standvermögen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Denn hier wird das Fischen zu einer akrobatischen Meisterleistung, bei der jeder falsche Schritt buchstäblich ins Wasser fällt.
Stellen Sie sich vor: Sie stehen auf einem schmalen Boot, das kaum breiter ist als ein Surfbrett. Ein Bein fest verankert, das andere geschickt um das Ruder geschlungen, das Sie in einem rhythmischen Takt bewegen. Währenddessen halten Sie ein Netz oder eine Bambusreuse in den Händen, bereit, im richtigen Moment zuzuschlagen. Klingt einfach? Weit gefehlt!
Jeder Ungeübte würde bei diesem Balanceakt wahrscheinlich kläglich scheitern und schneller im Wasser landen, als er „Fisch“ sagen kann. Doch die Fischer am Inle-See machen es mit einer Leichtigkeit, die fast schon an Zauberei grenzt. Es ist, als ob sie in einer perfekten Symbiose mit ihrem Boot und dem Wasser stehen – ein Tanz auf dem See, bei dem jeder Schritt, jede Bewegung sitzen muss.
Doch warum dieser Aufwand? Die Antwort liegt in der Effizienz: Durch das Einbein-Rudern haben die Fischer beide Hände frei, um ihre Netze zu werfen oder die Reusen zu platzieren. Es ist eine Technik, die über Generationen verfeinert wurde und die nicht nur praktisch, sondern auch faszinierend anzusehen ist.
Wer also den Inle-See besucht, sollte nicht nur die Landschaft, sondern auch die Fischer bewundern. Sie sind die wahren Helden dieses Ortes – Meister der Balance, die mit jedem Tag auf dem Wasser beweisen, dass Fischen hier nicht nur ein Beruf, sondern eine Kunstform ist. Und wer weiß, vielleicht versuchen Sie ja selbst einmal, auf einem Bein zu stehen – aber bitte nicht im Boot!
Der Markt am Inle-See: Ein Fest der Farben, Düfte und Begegnungen
Unsere Bootsfahrt über den Inle-See führte uns nicht nur zu schwimmenden Gärten und kunstvollen Fischern, sondern auch zu einem lebendigen Markt – einem Ort, der das pulsierende Herz der Region darstellt. Dieser Markt war kein schwimmender Markt, wie man ihn vielleicht erwarten würde, sondern ein festes Ziel, das wir mit unserem Boot erreichten.
Zuerst passierten wir einige Stände, die Souvenirs für Touristen anboten: handgefertigte Schmuckstücke, bunte Textilien und kunstvolle Schnitzereien. Doch hinter diesen Verkaufsständen eröffnete sich eine ganz andere Welt – ein großer, lebendiger Markt, der vor Farben, Düften und Leben nur so sprühte. Hier trafen wir fast ausschließlich Einheimische, die ihren täglichen Einkäufen nachgingen oder ihre Waren feilboten.
Der Markt war ein Fest für die Sinne: Frisches Gemüse und Obst türmte sich auf den Ständen, duftende Gewürze füllten die Luft, und überall hörte man das freundliche Feilschen und Lachen der Händler und Käufer. Es war ein Ort, an dem das wahre Leben der Menschen am Inle-See spürbar wurde – weit weg von den touristischen Pfaden.
Wir schlenderten durch die Gassen, probierten hier eine exotische Frucht, dort ein traditionelles Gericht, und ließen uns von der Atmosphäre mitreißen. Es war, als ob die Zeit hier langsamer verging – ein Moment der Begegnung und des Staunens.
Der Markt am Inle-See ist mehr als nur ein Ort zum Einkaufen; er ist ein Ort, an dem man die Seele der Region spürt. Hier trifft man auf die Freundlichkeit und Gelassenheit der Menschen, die diesen Ort so besonders machen. Es war ein Highlight unserer Reise – und eine Erinnerung daran, dass die schönsten Momente oft dort entstehen, wo das Leben am authentischsten ist.
Die Anlegestelle für die Schiffe am Markt.
Alles wird hier angeboten, Fische, Gemüse, Fleisch, Kleider und Souvenirs ...
Einer der vielen Stände mit Gemüse im Angebot.
Diesen Laster haben wir am Markt gesehen, es ist ein sehr beliebtes Model in Myanmar.
Nach dem Einkauf wird das Schiff geladen ...
... und die Leute fahren in Ihr Dorf zurück.
Das Leben auf dem Wasser: Die Intha und ihre schwimmenden Gärten
Rund 100.000 Menschen nennen den Inle-See ihr Zuhause – die Intha, was so viel wie „Menschen vom See“ bedeutet. Ihr Leben ist voll und ganz auf das Wasser ausgerichtet, und das spiegelt sich in allem wider, was sie tun. Ihre Häuser stehen auf Stelzen, ihre Boote sind ihre Verkehrsmittel, und selbst ihre Felder schwimmen auf dem See.
Doch die Intha leben nicht nur vom Fischfang, obwohl dieser eine wichtige Rolle spielt. Sie haben eine einzigartige Form der Landwirtschaft entwickelt: die schwimmenden Gärten. Diese grünen Inseln sind ein Meisterwerk der Anpassung und Kreativität. Die Grundlage bildet eine spezielle Art von Torf, der mit Bambusstäben auf dem Seegrund verankert wird. Auf diesen schwimmenden Beeten gedeihen Auberginen, Melonen, Gurken, Kürbisse und vor allem Tomaten – alles, was das Herz (und der Magen) begehrt.
Die Gärten sind durch enge Kanäle voneinander getrennt, die wie Wasserstraßen durch ein grünes Labyrinth führen. Mit dem Boot durch diese Kanäle zu fahren, ist ein Erlebnis für sich. Man gleitet vorbei an üppigem Grün, das sich im Wasser spiegelt, und spürt die Ruhe und Gelassenheit, die dieses einzigartige Ökosystem ausstrahlt.
Für die Intha ist das Leben auf dem Wasser nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Kunst. Sie haben gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben und das Beste aus dem zu machen, was der See ihnen bietet. Es ist eine Lebensweise, die Respekt und Bewunderung verdient – und die uns Besucher daran erinnert, wie vielfältig und erfinderisch das menschliche Leben sein kann.
Wer den Inle-See besucht, taucht nicht nur in eine andere Welt ein, sondern lernt auch eine ganz besondere Art des Lebens kennen – eine, die auf dem Wasser schwimmt, aber tief in der Tradition verwurzelt ist.