2. Oktober 2020 - La Sciumara Palau
Aller guten Dinge sind drei ... Es sind nur wenige Tage seit dem Sturm in Castelsardo vergangen, und schon wieder erwischte uns ein Unwetter mitten in der Nacht in La Sciumara, Palau – einer größeren Bucht im Nordosten von Sardinien. Wir hatten um die 15 Knoten Südwind erwartet und hatten diese Bucht ausgewählt, weil sie uns für die vorhergesagte Wetterlage ideal erschien. (Position: N 41°11'08,9086" & E 9°22'23,7217")
Gegen 3 Uhr morgens begannen die ersten Böen um die 30 Knoten. Diese Windstärke ist normalerweise kein Problem für unseren Anker. Da ein lokales Gewitter jedoch Winde aus allen möglichen Richtungen mit sich bringt, liegt man schnell auf der falschen Seite der Bucht, also auf der Luvseite. Die Böen erreichten mittlerweile 30 bis 40 Knoten, und der Vollmond war hinter den Wolken verschwunden – es war stockdunkel.
Um 5 Uhr bemerkten wir, dass der Anker nicht hielt und wir bei dem starken Wind schnell abtrieben. Sofort starteten wir den Motor, holten den Anker ein und verließen die Bucht. Gott sei Dank hatten wir die Navigationsgeräte eingestellt und alles war bereit, um den Ankerplatz schnell zu verlassen. Beim Hinausfahren bemerkten wir, dass eine der beiden ebenfalls in der Bucht liegenden Megayachten am Manövrieren war. Wir fuhren dann die 14 Seemeilen zur Bucht Golfo di Marinella und ankerten dort sicher. (Position: N 41°00'38,3871" & E 9°33'33,4023")
Während der Fahrt hörten wir über die Funkanlage ein "Pan Pan" eines Segelschiffs, das bei der Isola Caprera, in einer uns gegenüberliegenden Bucht, auf Steine getrieben worden war.
Richtig erschrocken waren wir erst, als wir unseren Log am neuen Ankerplatz überprüften. Da sieht man, wie wir ganz nah ans Land gedriftet sind. Das Abdriften, das Einholen des Ankers und das Wegfahren in tieferes Wasser dauerten laut Log weniger als ein paar Minuten ... Glück gehabt :-))
Wir vermuten, dass unser Problem der mit Seegras bewachsene Ankergrund war. Beim Eingraben (Rückwärtsfahren bei gesetztem Anker) dachten wir, dass unser Anker hielt. Das war der Irrtum …
Fazit: Man darf niemals nachlässig werden, und ein Schiff muss immer und sofort abfahrbereit sein. Wir sind der Meinung, dass das Mittelmeer aufgrund der schnell wechselnden Wetterlagen ein sehr anspruchsvolles Segelgebiet ist. In all den Jahren hatten wir selten Probleme mit dem Wetter. Die Häufung von drei kritischen Situationen innerhalb von nur drei Wochen ist schon heftig ...