2015.06 - Phnom Penh – Zwischen Legenden, Luxus und königlichem Glanz
Wir sind in Phnom Penh angekommen, einer Stadt, deren Name auf eine faszinierende Legende aus dem Jahr 1372 zurückgeht. Der Überlieferung nach fand eine wohlhabende Witwe namens Penh im Fluss vier bronzene Buddhastatuen. Zu ihren Ehren wurde auf einem künstlichen, 27 Meter hohen Hügel der Wat Phnom Daun Penh (Hügeltempel) errichtet, um die Statuen zu beherbergen. So entstand der Name Phnom Penh – „Penh“ für die Frau und „Phnom“ für den Hügel.
Kambodscha und damit auch Phnom Penh haben eine schwere Vergangenheit. Doch wir haben uns entschieden, uns auf die helleren Seiten der Stadt zu konzentrieren, und besuchen keine der traurigen Orte wie die „Killing Fields“ oder die Museen, die die Geschichte der Roten Khmer in den 70er Jahren aufarbeiten. Wie beim Essen gilt auch hier: Man muss nicht alles probieren – oder in diesem Fall alles sehen. Und wie die Geschichte lehrt, scheinen die Mächtigen ohnehin wenig aus ihren Fehlern zu lernen.
Stattdessen waren wir überrascht, wie schön, ruhig und sauber Phnom Penh ist. Die Stadt ist gespickt mit prächtigen Villen aus vergangenen Zeiten, und die Straßen sind voller Luxusautos – Lexus, BMW, Audi und Mercedes in ihrer edelsten Ausführung. Woher kommt dieser Reichtum in einem der ärmsten Länder der Welt?
Eine mögliche Antwort liefert der langjährige Regierungschef Hun Sen, der seit über 25 Jahren die Geschicke des Landes lenkt. Bei der Eröffnung einer Zuckerfabrik sagte er laut dem „Cambodia Daily“ unverblümt: „Macht die Bosse reich. Wenn es keine Millionäre gibt, von wem sollen die Armen dann Geld bekommen?“ Eine Aussage, die zum Nachdenken anregt und die Kluft zwischen Arm und Reich in Kambodscha verdeutlicht.
Doch Phnom Penh hat auch strahlende Seiten: Der Royal Palace, die Residenz des Königs von Kambodscha, ist eines der größten touristischen Highlights der Stadt. Mit seinen goldenen Dächern, prunkvollen Hallen und üppigen Gärten ist er ein Symbol für die königliche Pracht und die reiche Kultur des Landes. Hier spürt man den Glanz einer vergangenen Ära, die trotz aller Widrigkeiten bis heute fortlebt.
Phnom Penh ist eine Stadt der Kontraste – zwischen Geschichte und Moderne, Armut und Reichtum, Trauer und Schönheit. Und genau das macht sie so faszinierend.
Wat Phnom Daun Penh – Glück, Gebete und gefiederte Geschäfte
Unser nächster Stopp ist der Namensgeber der Stadt: der Wat Phnom Daun Penh, der auf einem kleinen Hügel thront. Dieser Tempel ist nicht nur ein Ort der Spiritualität, sondern auch ein Schauplatz für eine ganz besondere Tradition. Denn hier geht es nicht nur um Gebete, sondern auch um ein bisschen „Glücksgeschäft“.
Im Tempel selbst schieben Besucher den Buddha-Statuen Geld unter die Arme – eine Geste, die dem Spender Glück bringen soll. Wer aber ganz sichergehen möchte, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen, der kann am Eingang einen kleinen Vogel kaufen. Mit dem gefiederten Glücksbringer in der Hand betet man dann im Inneren des Tempels für die Erfüllung seiner Herzenswünsche. Anschließend lässt man den Vogel frei – und hofft, dass die Götter gnädig sind. Vielleicht steht ja schon am nächsten Tag die neueste Nobelkarosse vor der Tür? „Schwupsdiewups“ – wer weiß!
Doch das Schöne an dieser Tradition ist nicht nur der Glaube an das Glück, sondern auch die pragmatische Seite: Der Vogelverkäufer fängt den „freigelassenen“ Vogel einfach wieder ein und verkauft ihn an den nächsten Glückssuchenden. Ein Kreislauf des Glaubens – und des Geschäftssinns. 😊
Der Wat Phnom Daun Penh ist also nicht nur ein Ort der Ruhe und Besinnung, sondern auch ein Platz, an dem Tradition, Aberglaube und ein bisschen Humor aufeinandertreffen. Und wer weiß – vielleicht bringt der kleine Vogel ja wirklich Glück. Zumindest macht er das Ganze unvergesslich!
Der Zentralmarkt – Ein koloniales Juwel voller Kuriositäten
Der Zentralmarkt von Phnom Penh ist nicht nur das geografische Herz der Stadt, sondern auch ein Ort, der Geschichte und Trubel auf charmante Weise vereint. Das von französischen Architekten entworfene Gebäude besticht mit seinem zentralen Kuppelbau und versprüht noch heute kolonialen Charme. Doch was sich im Inneren abspielt, ist alles andere als altbacken – hier herrscht ein buntes Treiben, das alle Sinne anspricht.
Wer jemals auf der Suche nach Dingen war, die man eigentlich nie braucht, ist hier genau richtig. Kitschiger Schmuck, falsche Uhren von Luxusmarken und allerlei Kuriositäten stapeln sich in den Gängen. Es ist, als hätte jemand eine riesige Schatzkiste geöffnet, die vor allem eines enthält: Dinge, die man nicht gesucht hat, aber plötzlich unbedingt haben möchte.
Doch der Zentralmarkt ist mehr als nur ein Einkaufsparadies für Schnäppchenjäger und Liebhaber des Absurden. Er ist ein lebendiger Ort, an dem sich das tägliche Leben der Stadt abspielt. Zwischen den Ständen mit exotischen Früchten, frischem Fisch und duftenden Gewürzen spürt man den Puls Phnom Penhs.
Wer also bereit ist, sich auf das Chaos einzulassen, wird hier nicht nur fündig, sondern auch reich beschenkt – mit Eindrücken, Geschichten und vielleicht sogar dem ein oder anderen unerwarteten Fundstück. Der Zentralmarkt ist ein Ort, der zeigt: Manchmal findet man genau dort, wo man es am wenigsten erwartet, die schönsten Schätze.
Das Tuk-Tuk – Kambodschas universelles Wunder auf Rädern
Das Tuk-Tuk ist das ultimative Fortbewegungsmittel in Kambodscha – eine Mischung aus Abenteuer, Pragmatismus und einer Prise Ingenieurskunst. Im Gegensatz zum Tricycle auf den Philippinen, das eher wie ein dreirädriges Fahrrad mit Beiwagen wirkt, ist das Tuk-Tuk hier wie ein Mini-Sattelschlepper konstruiert. Das „Zugfahrzeug“ ist ein Moped, und an dessen Sitz ist eine Kupplung angebracht, an der der Anhänger befestigt wird.
Doch so charmant das Ganze auch aussieht, die Technik hat ihre Tücken. Das Moped ist mit der Last des Anhängers oft völlig überfordert. Die Lösung? Eine improvisierte „Wasserkühlung“! Ein kleiner Wassertank tropft langsam Wasser auf den luftgekühlten Motor, um ihn vor Überhitzung zu schützen. Es ist, als würde man den Motor sanft duschen lassen – eine geniale, wenn auch etwas rustikale Lösung.
Das Fahren eines Tuk-Tuks ist jedoch alles andere als einfach. Wer schon einmal versucht hat, mit einem Moped einen Anhänger zu ziehen, weiß: Man kann nicht einfach „in die Kurve legen“, wie man es mit einem normalen Motorrad tun würde. Das Gewicht des Anhängers würde das „Zugfahrzeug“ sonst schneller umlegen, als man „Tuk-Tuk“ sagen kann. Stattdessen muss man vorsichtig und bedacht manövrieren – eine Kunst, die die Fahrer hier perfektioniert haben.
Das Tuk-Tuk ist mehr als nur ein Fahrzeug; es ist ein Symbol für Kambodschas Erfindungsreichtum und seinen unverwechselbaren Charme. Ob als Transportmittel, Taxi oder Touristenattraktion – das Tuk-Tuk ist immer dabei, um uns sicher (und manchmal auch ein bisschen abenteuerlich) durch die Straßen zu bringen. Und wer weiß, vielleicht ist es ja gerade diese charmante Improvisation, die das Tuk-Tuk so unvergesslich macht. 😊